E-Health

Digitalisierungszuschlag für Kliniken?

Niedergelassene Ärzte werden bei Einstieg in die Telematik unterstützt. Auch die Kliniken brauchen Anschub, meinen Experten.

Ilse SchlingensiepenVon Ilse Schlingensiepen Veröffentlicht:

ESSEN. Beim Aufbau der Telematikinfrastruktur (TI) muss endlich auch der Klinikbereich in den Blick genommen werden – sowohl was die Finanzierung als auch was die Kommunikationsstandards betrifft. Darauf hat Winfried Post, Vorsitzender der Agfa Healthcare GmbH, auf dem Kongress "eHealth.NRW – Das digitale Gesundheitswesen" aufmerksam gemacht. Im stationären Sektor sei bei der Anbindung an die Telematikinfrastruktur zurzeit noch vieles ungeklärt, so Post. "Bei den Krankenhäusern herrscht das Chaos."

Für notwendig hält er, möglichst bald Digitalisierungsbudgets oder Digitalisierungszuschläge für Kliniken zu vereinbaren, vergleichbar der Finanzierungsvereinbarung zur Einführung der Konnektoren und der anderen Geräte in der vertragsärztlichen Versorgung. Post: "Man muss den Krankenhäusern klare Budgets zuweisen, sonst wird es nicht funktionieren".

Die Hersteller von Krankenhaus-Informationssystemen wie Agfa Healthcare müssten wissen, was für die Anbindung der Häuser an die Telematik-Infrastruktur von ihnen erwartet wird. Post, der im Vorstand des Branchenverbands bvitg sitzt, plädierte dafür, dass sich die Deutsche Krankenhausgesellschaft, der Verband der Krankenhausdirektoren, die Betreibergesellschaft gematik und der bvitg zusammensetzen. Sein Vorschlag: "Sie schreiben klare Spezifikationen, was das Krankenhausinformationssystem leisten soll."

Zurzeit seien die Hersteller mit einer Vielzahl unterschiedlicher Ansätze für eine elektronische Patientenakte (E-Akte) konfrontiert. Die Unternehmen hätten nicht die Kapazitäten, um dafür jeweils eigene Schnittstellen zu schaffen. "Am Ende des Tages brauchen wir eine normierte Schnittstelle", betonte Post.

Uwe Eibich, Vorstand Telematik & E-Health-Plattformen bei der CompuGroup Medical, geht davon aus, dass es künftig einen Wettbewerb der Anbieter von E-Akten geben wird. "Die Akte lebt von den Anwendungen", so Eibich. Der Patient werde diejenige wählen, die ihm die meisten Möglichkeiten bietet. "Wichtig ist, dass es Austauschformate zwischen den Akten, aber auch mit den Datenlieferanten gibt und die Interoperabilität ermöglicht wird."

Der Digitalisierung müsse im Gesundheitswesen endlich Priorität eingeräumt werden, forderte Dr. Axel Wehmeier, Geschäftsführer der Deutschen Telekom Healthcare and Security Solutions GmbH. "Wir müssen mit dem Märchen aufräumen, dass zu viel Geld in die Digitalisierung fließt." Der finanzielle Aufwand sei im internationalen Vergleich noch ausgesprochen gering. Um die Digitalisierung voranzutreiben, müssen nach Wehmeiers Ansicht gezielt Anreize gesetzt werden. "Das machen wir verdammt wenig." In Zukunft werde der meiste Druck zur Einführung von E-Health-Anwendungen aus dem Kliniksektor kommen, erwartet er. Die Anbindung der Kliniken an die TI sei aber noch gar nicht geregelt, moniert auch Wehmeier. "Man braucht eine Art Masterplan, um das voranzubringen", schlug der Telekom-Manager vor.

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