Universitätsmedizin Mannheim

War der Mannheimer Hygieneskandal nichts als Fake News?

War der Hygieneskandal am Uniklinikum Mannheim 2014 inszeniert? Ein Stadtrat fordert eine Untersuchung.

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MANNHEIM. Bei einer Sondersitzung des Mannheimer Gemeinderates wurden am Dienstagabend 32 Millionen Euro Soforthilfe für das finanziell klamme Uniklinikum Mannheim beschlossen. Das berichtet der Südwestrundfunk (SWR). Zusätzlich zu diesem Millionenpaket erhalte das Klinikum bereits vereinbarte 40 Millionen Euro für die nächsten zwei Jahre sowie weitere sechs Millionen zum Erhalt der Notfallambulanz. Dank guter Steuereinnahmen werde die beachtliche Finanzspritze "aber kaum spürbare Folgen für die Stadtkasse haben", zitiert der Bericht Stimmen aus der Sitzung.

Unterdessen beschäftigt der inzwischen drei Jahre zurückliegende Hygieneskandal am Uniklinikum die Stadtpolitiker auch weiterhin: Julien Ferrat, einziger Mannheimer Stadtrat der Familien-Partei, will anlässlich der am Montag (11. Dezember) beginnenden Haushaltsberatungen die Einrichtung einer unabhängigen Untersuchungskommission beantragen. Die soll Vorwürfe prüfen, bei der Affäre um verunreinigtes OP-Besteck könnte es sich "um eine Verschwörung aus den eigenen Reihen des Universitätsklinikums" gehandelt haben. Der Antrag Ferrats liegt der "Ärzte Zeitung" vor. Der Stadtrat bezieht sich darin auf eine Rede des Vorsitzenden der SPD-Gemeinderatsfraktion Ralf Eisenhauer, in der es heißt, "das Universitätsklinikum musste als Folge des in den Medien breit gestreuten Hygiene-Themas starke finanzielle Einbußen hinnehmen. Tatsache ist, dass es zu keinem Zeitpunkt Operationen mit verunreinigtem Besteck gab". Die "von der SPD nun als Tatsache geäußerte Theorie", so Stadtrat Ferrat, sei bereits 2015 in einem Beitrag des "Rheinneckarblogs" aufgebracht worden, wobei allerdings in dem Blog auch kritisiert worden sei, dass anonyme Hinweise zu Tatsachen erklärt würden. Ferrat: "Inwieweit die anonymen Hinweise glaubhaft waren, konnte bislang nicht hinreichend ermittelt werden".

Berichte über Hygieneprobleme am Mannheimer Uniklinikum hatten die Öffentlichkeit im Herbst 2014 wochenlang in Atem gehalten. Von einer Mängelliste des Regierungspräsidiums war die Rede, Desinfektionsgeräte sollen nicht ausreichend validiert worden sein. Der "Mannheimer Morgen" berichtete seinerzeit auch von anonymen Sabotage-Vorwürfen, wonach bereits sterilisiertes Op-Besteck gezielt verunreinigt worden sei. Über ein halbes Jahr später sah sich die Klinik erneut medialem Beschuss ausgesetzt. "Spiegel Online" berichtete unter Berufung auf Mannheims OB Peter Kurz (SPD), dass es "in der Klinik zu mehr Wundinfektionen gekommen ist als bisher bekannt". (cw)

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