Bilanz

Von Pharma-Innovationen lebt Bayer am besten

Der Pharma- und Agrochemiekonzern Bayer meldet zwar einen außerordentlichen Gewinnzuwachs, hat aber dennoch kein leichtes Jahr hinter sich. Operativ bleibt die Lage angespannt.

Christoph WinnatVon Christoph Winnat Veröffentlicht:
Bayer-Schornstein neben bewegtem Konzernlogo: Gegenwind hat der Traditionskonzern schon öfter Stand gehalten.

Bayer-Schornstein neben bewegtem Konzernlogo: Gegenwind hat der Traditionskonzern schon öfter Stand gehalten.

© picture alliance / Oliver Berg/d

LEVERKUSEN. Die Entkonsolidierung der vor zwei Jahren an die Börse gebrachten Kunststoff-Sparte Covestro, an der Bayer nach etlichen Anteilsverkäufen inzwischen nur noch 14,2 Prozent hält, hat dem Konzern 2017 einen außerordentlichen Gewinn beschert. Nach Steuern nahm der Überschuss im Vergleich zum Vorjahr um 62 Prozent auf 7,3 Milliarden Euro zu.

Operativ lief es für Deutschlands größtes Pharmaunternehmen dagegen eher durchwachsen, "ein Jahr mit Licht und Schatten", befand bei der Bilanzvorlage am Mittwoch in Leverkusen Vorstandschef Werner Baumann.

Nur in einem der vier Konzerngeschäfte, dem mit verschreibungspflichtigen und noch patentgeschützten Innovationen, konnte Bayer den Betriebsgewinn (EBIT) steigern: um immerhin stolze 28 Prozent auf 4,3 Milliarden Euro. Der Rx-Umsatz kletterte demnach um fast drei Prozent auf knapp 16,9 Milliarden Euro – so viel wie noch nie in dieser Sparte.

Gegenwind für OTC und Agro

Größtes Originalprodukt war 2017 mit rund 3,3 Milliarden Euro (+14 Prozent) der Gerinnungshemmer Xarelto® (Rivaroxaban). Zweitgrößter Umsatzbringer war Eylea® (Aflibercept gegen altersbedingte Makuladegeneration) mit 1,9 Milliarden (+18 Prozent). Starke zweistellige Zuwächse verbuchten auch die Krebsmittel Xofigo® (Radium-223-dichlorid) und Stivarga® (Regorafenib), mit denen 408 Millionen und 315 Millionen Euro erlöst wurden. Das 2014 zugelassene Adempas® (Riociguat gegen Lungenhochdruck), von dem sich Bayer in Spitzenjahren bis zu einer halben Milliarde erhofft, steuerte 295 Millionen Euro zum Pharmaumsatz bei (+18 Prozent).

Mit rezeptfreien Präparaten und Nahrungsergänzungsmitteln ("Consumer Health") brachte es Bayer auf 5,9 Milliarden Euro Umsatz (minus drei Prozent). Daraus resultierte mit 518 Millionen Euro ein um 26 Prozent geringeres EBIT als 2016. Zu kämpfen gehabt hatte das OTC-Geschäft laut Baumann unter anderem mit schwacher Nachfrage in den USA, in China mit einer behördlichen Umklassifizierung zweier vordem freiverkäuflicher Produkte in die Rezeptpflicht oder auch mit Währungseffekten.

Die Agro-Sparte ("Crop Science") erlöste 2017 mit 9.6 Milliarden Euro mehr als drei Prozent weniger. Auch hier brach der Betriebsgewinn zweistellig ein, um 30 Prozent auf 1,2 Milliarden Euro. Insbesondere in Brasilien hätten "unerwartet hohe Lagerbestände im Markt" die Absatzplanung für Pflanzenschutzmittel durchkreuzt, begründete Baumann die rückläufigen Zahlen. Mit Produkten für Tierhalter ("Animal Health") setzte Bayer 1,6 Milliarden Euro um (plus drei Prozent) während das EBIT um knapp zwei Prozent unter Vorjahr lag.

Verhaltene Prognose

Bayer 2017: Der Gesamtumsatz nahm um 1,5 Prozent auf 35 Milliarden Euro zu, der Gewinn vor Zinsen und Steuern (EBIT) um drei Prozent auf 5,9 Milliarden Euro. Was von einem verschlechterten Finanzergebnis auf 4,6 Milliarden Euro vor Steuern gedrückt wurde (minus vier Prozent). Nach Steuern sank in den fortgeführten Konzerngeschäften der Ertrag um fast 14 Prozent auf knapp 3,3 Milliarden Euro.

Die Bayer-Aktionäre sollen für 2017 je Titel 2,80 Euro erhalten (+3,7 Prozent). Insgesamt werden damit 2,3 Milliarden Euro an die Eigentümer ausgeschüttet. Die Aussichten für 2018 sind verhalten: Umsatz und der um Sondereffekte und Abschreibungen bereinigte Gewinn pro Aktie sollen trotz zu erwartender Währungsverluste Vorjahresniveau erreichen.

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