Jubiläum

Hennig sitzt mit Kernkompetenz Schwindel fest im Sattel

Das familiengeführte Arzneimittelunternehmen Hennig beweist, dass auch kleinere Pharma-Mittelständler mit der richtigen Strategie überlebensfähig sind.

Christoph WinnatVon Christoph Winnat Veröffentlicht:
Tabletten-Produktion bei Hennig in Flörsheim. Links im Bild ein moderner Wirbelschichtgranulator.

Tabletten-Produktion bei Hennig in Flörsheim. Links im Bild ein moderner Wirbelschichtgranulator.

© holger schleenhain 2010

FLÖRSHEIM. Der im südhessischen Flörsheim ansässige Hersteller Hennig Arzneimittel kann im 120. Jahr seines Bestehens von konsolidiertem Kerngeschäft, aber auch zunehmender Diversifizierung berichten.

Von 2007 bis 2017 hat sich der Produktumsatz von 18,9 auf 41,6 Millionen Euro verdoppelt, der Anteil des Exports am Produktumsatz hat von vier auf mittlerweile 17 Prozent zugenommen.

Als neue Auslands-Märkte werden derzeit Kanada und Russland ins Auge gefasst. 54 Prozent der Erlöse erwirtschaftet Hennig mit Markenpräparaten, allen voran dem Kombi-Präparat Arlevert® (Cinnarizin + Dimenhydrinat) gegen Schwindel.

Dem Kostendruck im inländischen Kassenmarkt konnte sich Hennig teilweise durch Veränderungen im Produkt-Mix entziehen: Der Umsatzanteil der preispolitisch besonders kritischen Generika nahm in der Berichtszeit von 50 auf 33 Prozent ab.

Im Gegenzug ging der Aufbau des OTC-Portfolios voran: Vor zehn Jahren hatte das in vierter Generation familiengeführte Unternehmen noch keinerlei Einnahmen aus dem Geschäft mit verschreibungsfreien Medikamenten und Nahrungsergänzungsmitteln. Inzwischen (2017) jedoch entfallen 13 Prozent des Produktumsatzes auf OTC-Präparate.

Gute Nachfrage nach Fertigungsleistungen

Hennig Arzneimittel GmbH

Gesamtumsatz: rund 50 Millionen Euro (2017)

Mitarbeiter: 311, davon 86 im Außendienst

Portfolio: Verschreibungspflichtige Markenpräparate gegen Schwindel, Generika, OTC-Produkte und Nahrungsergänzungsmittel.

Auch Hennigs viertes Standbein, Auftragsproduktion und galenische Entwicklung für andere Arzneimittelhersteller, floriert. Zwischen acht und neun Millionen Euro habe man damit im vergangenen Jahr umgesetzt, heißt es, so dass der Gesamtumsatz zuletzt um die 50 Millionen Euro erreichte.

Die Nachfrage nach Fertigungsleistungen ist so gut, dass derzeit acht Millionen Euro in die Kapazitätserweiterung investiert werden. Hennig stellt feste Arzneimittelformen (Tabletten, Kapseln, Granulate) her, darunter auch technisch anspruchsvollere Retard-Systeme.

Die hauseigene Produktionskapazität erlaube, bis zu 800 Millionen Tabletten jährlich vom Band laufen zu lassen, was, wie es weiter heißt, den eigenen Bedarf weit übersteige. Allerdings sei man dadurch in der Lage, auch große Auftragsvolumina für Dritte abzuwickeln.

Das Hauptprodukt Arlevert®, 1982 erstmals in den Markt gebracht, repräsentierte zuletzt rund die Hälfte des Produktumsatzes sowie Hennigs gesamten Exporterlös. Arlevert® verbuche nach wie vor Zuwächse, versicherte Geschäftsführer Dr. Kai Schleenhain anlässlich eines Pressetermins zum 120. Firmenjubiläum am Dienstag in Flörsheim.

Hennig sei mit Arlevert® nicht nur Marktführer bei Antivertiginosa in Deutschland, sondern darüber hinaus auch der einzige Anbieter aller verschreibungspflichtigen Wirkstoffe gegen Schwindel.

Während die Kernkompetenzen Schwindel und Gleichgewichtsstörungen von einem 86-köpfigen Außendienst hauptsächlich bei Allgemeinmedizinern und HNO-Ärzten beworben wird, forciert Hennig in Sachen OTC-Expansion nun auch die Publikumsansprache. Das OTC-Geschäft "darf sich gerne verdoppeln", wünscht sich Schleenhain.

Für einen neuen Massageroller gegen brennende Füße (Footner® Vital-Kick)  setzt man jetzt auf die Bekanntheit des Choreografen Jorge Gonzáles (unter anderem Jurymitglied der RTL-Tanzsendung "Let's Dance"). Zunächst wurden Apothekenaufsteller mit dem prominenten Testimonial plaziert.

Als nächstes seien Online-Anzeigen in einschlägigen sozialen Netzwerken geplant. Über Radio- und TV-Werbung denke man noch nach, sagt Schleenhain. Das Werbebudget nur für dieses eine Produkt sei jedenfalls größer als alles zusammen, was Hennig bisher für Publikumswerbung in die Hand genommen habe.

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