Geldanlage

Bei der Aktien-Wahl auch das Gewinnwachstum beachten

Börsenexperten raten Privatanlegern, beim Aktienkauf insbesondere darauf zu achten, dass Ertragsentwicklung und Kursentwicklung in Einklang stehen.

Von Richard Haimann Veröffentlicht:
Der Dax hat seit Mai knapp acht Prozent verloren.

Der Dax hat seit Mai knapp acht Prozent verloren.

© Dron / stock.adobe.com

NEU-ISENBURG. Knapp acht Prozent hat der deutsche Aktienleitindex Dax seit seinem diesjährigen Hoch im Mai verloren. Manche Börsenauguren, die vor wenigen Monaten noch zum Einstieg rieten, prognostizieren nun, dass weitere Kursverluste wahrscheinlich seien. Denn die Aktienkurse seien zuvor viel zu schnell gestiegen.

Tatsächlich gibt es gute Gründe, dass die Börsen unter Druck stehen. Da sind zum einen die von US-Präsident Donald Trump losgetretenen Handelskonflikte zwischen den USA und China sowie Europa. "Sie bergen Gefahren einer wirtschaftlichen Destabilisierung bis hin zu einem Welthandelskrieg", sagt Rainer Beckmann, Geschäftsführer des Düsseldorfer Vermögensverwalters Ficon Börsebius Invest.

Das laste besonders auf den exportabhängigen Autowerten. Zum anderen ist der Kurs des Chemie- und Pharmakonzerns Bayer in der Spitze um 26 Prozent gefallen, weil in den USA rund 9000 Schadensersatzklagen gegen den in diesem Jahr übernommenen Saatgutriesen Monsanto eingegangen sind.

Finanzkrise 2008 berücksichtigen

All dies bedeutet jedoch nicht, dass die Aktienkurse zuvor zu stark gestiegen wären. Zwar hat der Dax seit 2013 pro Jahr im Schnitt um knapp neun Prozent zugelegt – und damit deutlich stärker als das bundesdeutsche Bruttoinlandsprodukt, das in dieser Zeit pro Jahr im Mittel nur um knapp zwei Prozent gewachsen ist. Allerdings ist der Dax 2008 infolge der Finanzkrise auch um mehr als 50 Prozent eingebrochen.

Zudem müssten Anleger berücksichtigen, dass der Dax "ein Performance-Index ist, bei dem die Dividenden rechnerisch gleich wieder in die Aktien investiert werden", so Hubert Thaler, Vorstand der Starnberger Kapitalverwaltungsgesellschaft Top Vermögen. "Die realen Kurszuwächse ohne Dividenden sind geringer."

Gemessen am Indexstand vor der Finanzkrise und bereinigt um die rechnerisch reinvestierten Dividenden hat der Dax seit 2007 pro Jahr im Schnitt lediglich um rund drei Prozent zugelegt. Das deckt sich weitgehend mit dem durchschnittlichen Gewinnwachstum der Dax-Unternehmen. Bei der Beurteilung von Aktien sollten Anleger nicht darauf achten, wie stark deren Kurse in einem bestimmten Zeitraum gestiegen sind, erklärt Jeroen Blokland, Portfoliomanager bei der niederländischen Investmentgesellschaft Robeco. "Entscheidend ist das Kurs-Gewinn-Verhältnis."

Diese im Finanzmarktjargon kurz KGV genannte Kennzahl zeigt, wie viele Jahre es dauern würde, bis sich der gegenwärtige Kurs einer Aktie durch den jährlichen Gewinn bezahlt macht. Dazu wird der Kurs der Aktie durch den Unternehmensgewinn pro Aktie geteilt. Angenommen der Kurs einer Aktie beträgt 80 Euro und der anteilige Gewinn vier Euro, so würde es 20 Jahre dauern, bis der Käufer einer Aktie mit dem anteiligen Gewinn den Kaufpreis bezahlen könnte.

Wachstum spricht für Kursgewinn

Entscheidend für die Beurteilung der Frage, ob eine Aktie billig oder teuer ist, sei aber nicht allein das KGV, sondern vor allem das Gewinnwachstum des Unternehmens, sagt Blokland. So würden Aktien im US-Index S&P 500 derzeit zwar mit einem durchschnittlichen KGV von 20,5 gehandelt, während sie im Durchschnitt der vergangenen 30 Jahre mit einem KGV von nur 19,5 notierten. "Allerdings sind die Gewinne der Unternehmen im S&P 500 in den vergangenen zwölf Monaten im Schnitt auch um 20 Prozent gestiegen".

Hingegen habe der Index selbst nur um 15,5 Prozent zugelegt. "Die Unternehmensgewinne sind also stärker gestiegen als die Notierungen ihrer Aktien", sagt der Experte. Das spreche für weitere Kursgewinne.

Chancen bietet nach Meinung von Baader-Bank-Analyst Markus Mayer deshalb auch die zuletzt gebeutelte Bayer-Aktie. Er hat das Papier mit Kaufen eingestuft. Das Kursziel von 123 Euro liegt 68 Prozent über der gegenwärtigen Notierung. Die finanziellen Risiken aus den Gerichtsverfahren in den USA um Gesundheitsschäden durch den Unkrautvernichter Glyphosat seien deutlich geringer als die in Panik geflüchteten Investoren befürchteten.

Tatsächlich hat die Monsanto-Übernahme das Bayer-Ergebnis bereits im zweiten Quartal dieses Jahres beflügelt. Trotz eines gesunkenen Pharma-Ergebnisses wegen höherer F&E-Aufwendungen stieg der bereinigte Betriebsgewinn um 3,9 Prozent auf 2,3 Milliarden Euro durch höhere Erträge aus der Agrarsparte.

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