Deutscher Zukunftspreis

Präsidiale Ehre für innovatives Arzneimittel

Letermovir ermöglicht als erster Wirkstoff die prophylaktische Behandlung gegen CMV-Infektionen. Die Entwickler wurden nun vom Bundespräsidenten ausgezeichnet.

Veröffentlicht:
Das Preisträger-Team: Prof. Dr. rer. nat. Helga Rübsamen-Schaeff (Sprecherin) und Dr. rer. nat. Holger Zimmermann, AiCuris Anti-infective Cures GmbH, Wuppertal.

Das Preisträger-Team: Prof. Dr. rer. nat. Helga Rübsamen-Schaeff (Sprecherin) und Dr. rer. nat. Holger Zimmermann, AiCuris Anti-infective Cures GmbH, Wuppertal.

© Ansgar Pudenz / Deutscher Zukunfspreis

BERLIN/WUPPERTAL. Großer Bahnhof für die Wuppertaler AiCuris Anti-infective Cures GmbH: Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier kürte am Mittwochabend in Berlin Gründungs-CEO Professor Helga Rübsamen-Schaeff sowie den amtierenden CEO Dr. Holger Zimmermann als Sieger des mit insgesamt 250 000 Euro dotierten Deutschen Zukunftspreises 2018.

Die 2006 als Spin-off aus der Bayer AG hervorgegangene AiCuris, nach eigenen Angaben führendes Unternehmen in der Erforschung und Entwicklung von Medikamenten gegen Infektionskrankheiten, hat das weltweit erste und einzige Medikament zur Vorbeugung gegen Infektionen mit dem weit verbreiteten Humanen Cytomegalievirus (CMV) bei allogenen Stammzelltransplantationen entwickelt – mit dem Wirkstoff Letermovir.

„Das Arzneimittel basiert auf einem völlig neuartigen Wirkmechanismus. Es ist inzwischen in vielen Ländern zugelassen und könnte die medizinische Behandlung von Transplantationspatienten und anderen Menschen mit geschwächtem Immunsystem revolutionieren“, wie es auf der Website des Zukunftspreises heißt.

Das Projekt der Forscher mit dem Titel „Schutz bei fehlendem Immunsystem – die lebensrettende Innovation gegen gefährliche Viren“ wurde von einer unabhängigen Jury aus Wissenschaft und Industrie als eines von drei nominierten herausragenden deutschen Forschungs- und Entwicklungsprojekten ausgewählt.

Großes Potenzial

„Mit diesem renommierten Preis ausgezeichnet zu werden, ist eine große Ehre für uns und einer der Höhepunkte meiner wissenschaftlichen Karriere,“ erläuterte Rübsamen-Schaeff, die gegenwärtige als Vorsitzende des wissenschaftlichen Beirats von AiCuris fungiert.

„Vor einem Jahrzehnt haben viele Pharmaunternehmen der Anti-Infektiva-Forschung den Rücken gekehrt. Dies führte zu einer stetig größer werdenden Kluft zwischen neu zugelassenen, innovativen Medikamenten und einem ständig wachsenden medizinischen Bedarf“, ergänzte sie.

Wie es von Unternehmensseite heißt, schütze Letermovir Patienten mit einem schwachen oder fehlenden Immunsystem effektiv vor CMV-Infektionen und eröffne damit neue Perspektiven in der Transplantationsmedizin. 2012 hat AiCuris Letermovir an MSD lizenziert, die Vermarktungspartner von AiCuris geworden sind.

Das Letermovir-Potenzial sei groß, da die Zahl der Knochenmark-Transplantationen weltweit steige. Laut Schätzungen sind etwa 40.000 der weltweit rund 60.000 Patienten pro Jahr, die eine Knochenmark-Transplantation erhalten durch CMV gefährdet.

Weitere Anwendungen könnten folgen – etwa für Aids-Patienten, Neugeborene, Empfänger anderer Spenderorgane und bei anderen Bedingungen, bei denen das Immunsystem geschwächt sei. (maw)

Mehr zum Thema

Unlauterer Wettbewerb

Demenz-Vorsorge mit Hörgerät? Wettbewerbszentrale mahnt ab

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Ambulantisierung

90 zusätzliche OPS-Codes für Hybrid-DRG vereinbart

Doppel-Interview

BVKJ-Spitze Hubmann und Radau: „Erst einmal die Kinder-AU abschaffen!“

Interview

Diakonie-Präsident Schuch: Ohne Pflege zu Hause kollabiert das System

Lesetipps
Der Patient wird auf eine C287Y-Mutation im HFE-Gen untersucht. Das Ergebnis, eine homozygote Mutation, bestätigt die Verdachtsdiagnose: Der Patient leidet an einer Hämochromatose.

© hh5800 / Getty Images / iStock

Häufige Erbkrankheit übersehen

Bei dieser „rheumatoiden Arthritis“ mussten DMARD versagen