Finanzen

Lebensversicherer verzinsen wieder fester

Kunden mit Lebensversicherungen können sich dieses Jahr über eine stabilere Verzinsung freuen – die Talfahrt scheint gestoppt. Indessen bieten Versicherer neue Modelle an.

Von Friederike Krieger Veröffentlicht:
2019 wird bei Lebenspolicen wieder mehr Geld gut geschrieben.

2019 wird bei Lebenspolicen wieder mehr Geld gut geschrieben.

© Jens Büttner / dpa

KÖLN. Gute Nachrichten für Kunden mit einer klassischen Lebensversicherung: Die seit Jahren andauernde Talfahrt bei der Überschussbeteiligung hat offenbar ein Ende gefunden.

"Der Abwärtstrend scheint produktübergreifend gestoppt", sagt Lars Heermann, Analyst bei der auf Versicherungen spezialisierten Ratingagentur Assekurata. Sie nimmt Gutschriften für Kunden jährlich unter die Lupe.

Über alle Produkt- und Tarifgenerationen schreiben die Lebensversicherer ihren Kunden 2019 eine laufende Verzinsung von durchschnittlich 2,84 Prozent auf den Sparanteil an ihren Prämien gut, also auf ihre Beitragszahlung abzüglich der Kosten für Vertrieb, Verwaltung und Risikoschutz.

Das ist nur minimal weniger als die 2,85 Prozent im Jahr 2018. In den Vorjahren fielen die Rückgänge erheblich deutlicher aus. Im Neugeschäft mit privaten Rentenversicherungen – der wichtigsten Produktkategorie in der Lebensversicherung – beträgt die Überschussbeteiligung dieses Jahr 2,46 Prozent, nach 2,47 Prozent im Vorjahr.

Viel Stabilität und eine Erhöhung

Die höchste Verzinsung bietet in diesem Segment der Berliner Versicherer Ideal. Während die meisten anderen Gesellschaften ihre laufende Verzinsung stabil halten, erhöht die Gesellschaft als einzige ihre Überschussbeteiligung um 0,3 Prozentpunkte auf 3,3 Prozent.

Ausreißer nach unten ist die Deutsche Ärzteversicherung. Sie senkt ihre Verzinsung 2019 um 0,15 Prozentpunkte auf 2,9 Prozent. Damit bietet sie aber immer noch mehr als die meisten anderen Gesellschaften. So erhalten Kunden beim Schlusslicht Gothaer nur 1,8 Prozent.

Die Werte gelten nur für Kunden, deren Garantiezins unterhalb der Überschussbeteiligung liegt. Wer in früheren Jahren eine Lebensversicherung abgeschlossen hat, als der Garantiezins noch 3,5 bis 4,0 Prozent betrug, bekommt diese Verzinsung gutgeschrieben. Bei neu abgeschlossenen Verträgen garantieren die Versicherer zurzeit nur noch 0,9 Prozent.

Während der Garantiezins bei klassischen Lebensversicherungen über die gesamte Laufzeit fix ist, wird die Überschussbeteiligung jährlich neu festgelegt. Wie der Name andeutet, beteiligen die Versicherer ihre Kunden damit an den Überschüssen, die sie zum Beispiel am Kapitalmarkt erwirtschaften. Halten Versicherte ihren Vertrag bis zum Ende der Laufzeit durch, schreiben Anbieter ihnen zusätzlich einen Schlussüberschuss gut.

Dass die Überschussbeteiligung sich momentan stabilisiert, ist allerdings kein Zeichen dafür, dass die Gesellschaften plötzlich höhere Kapitalerträge erwirtschaften. Grund ist die Änderung der Regeln für die Berechnung der sogenannten Zinszusatzreserve.

Sie soll dafür sorgen, dass die Lebensversicherer die hohen Garantiezinsversprechen, die sie Kunden in früheren Jahren zugesagt haben, auch langfristig erfüllen können. Stolze 65 Milliarden Euro haben die Versicherer bereits in die Reserve eingezahlt. Auf Drängen der Anbieter, die vor einer Überforderung durch einen zu schnellen und starken Aufbau des Puffers warnten, wurde die Berechnungsmethode geändert. "Das war der Haupttreiber für die stabile Deklaration", sagte Analyst Heermann.

Neues Geschäft, neue Verträge

Während die klassischen Lebenspolicen mit einheitlichem Garantiezins im Bestand der Versicherer noch eine große Rolle spielen, setzen die Unternehmen im Neugeschäft verstärkt auf andere Verträge. Dazu gehören etwa die sogenannten Neue-Klassik-Tarife und Indexpolicen.

Bei der neuen Klassik arbeiten die Anbieter zwar zum Großteil noch mit Garantiezinsen, aber sie fallen in der Aufschub- und Rentenbezugsphase unterschiedlich hoch aus und können durchaus unter den 0,9 Prozent der Klassik-Policen liegen.

Bei Indexpolicen können Kunden jedes Jahr neu entscheiden, ob sie mit ihrer Überschussbeteiligung an der Entwicklung eines Aktienindexes wie etwa dem Dax partizipieren wollen. Verluste sind dabei ausgeschlossen, Zugewinne aber nach oben gedeckelt.

Die neuen Policen sollen zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen: Sie sollen die Versicherer entlasten, weil sie für diese Verträge nicht so viel Eigenkapital vorhalten müssen, und den Kunden eine höhere Rendite bescheren.

Was nicht immer klappt: Während Inhaber von Indexpolicen im starken Börsenjahr 2017 Zuwächse zwischen fünf und zehn Prozent verbuchen konnten, gingen sie 2018 meist leer aus – der Dax rutschte übers Jahr 18 Prozent ins Minus.

Auch mit Blick auf die vergangenen vier Jahre ist die Bilanz durchwachsen. Laut Assekurata lieferten die Policen an der Hälfte der Indexstichtage von 2014 bis 2018 keine zusätzliche Rendite.

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