Überörtliches Arbeiten braucht gutes Personal

Drei Augenärztinnen arbeiten in Brandenburg in einer überörtlichen Gemeinschaftspraxis zusammen. Das hat Vorteile für sie, das Personal und die Patienten. Doch die Praxistätigkeit an drei Standorten will koordiniert werden.

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"Jetzt haben wir es geschafft. Aber es war ein Riesenaufwand, das alles aufzustellen." Marina Müller Augenärztin

Von Angela Mißlbeck

Die Diplommedizinerinnen Marina Müller und Elke Burghardt sind alles andere als Einzelkämpferinnen. Seit 16 Jahren arbeiten die beiden Augenärztinnen zusammen in einer Cottbuser Praxis. Seit Oktober 2007 haben sie eine weitere Kollegin im Team. Dr. Andrea Kretschmann kümmert sich vorwiegend um den neuen Praxisstandort in Lübben. Seitdem leiten die drei Ärztinnen im Alter von rund 50 Jahren drei Standorte, an denen sie insgesamt rund 3500 bis 4000 Patienten pro Quartal versorgen. Ihre überörtliche Gemeinschaftspraxis für Augenheilkunde besteht aus einer Tagesklinik in Cottbus und zwei Praxen in Cottbus und Lübben.

Verschiedene Schwerpunkte geschickt kombiniert

Jeder Standort und jede der Ärztinnen haben einen Schwerpunkt. So ist Kretschmann in Lübben für die Basisversorgung zuständig und hat in der Tagesklinik die Netzhaut- und Glaskörperchirurgie aufgebaut. Müller als Kataraktspezialistin operiert am meisten und verbringt deshalb auch die meiste Zeit in der Tagesklinik, und Burghardt ist die Fachfrau für Spezialdiagnostik in der Cottbuser Praxis. "Wir sind wie eine kleine Klinik", sagt Müller. Über Patienten mit schwierigen Krankheitsbildern tauschen sich die drei Ärztinnen aus. Das funktioniert sogar besser als in der Klinik, meint Kretschmann.

Zugleich sichert die Zusammenarbeit allen Ärztinnen ein breites Arbeitsspektrum. Das wiegt für die drei schwerer als wirtschaftliche Belange. Nicht Kosteneinsparungen durch gemeinsame Gerätenutzung oder Umsatzsteigerung durch höhere Fallzahlen standen bei der Gründung im Vordergrund. "Uns ging es darum, dass wir unsere Spezialisierungen kombinieren wollten", so Kretschmann. Auch die 16 Praxis- und OP-Schwestern profitieren von diesem vielseitigen Einsatzspektrum, und nicht zuletzt die Patienten.

Die Gemeinde Lübben war für mehrere Jahre augenärztlich unterversorgt. Deshalb waren der Bürgermeister, die Bewohner und die Kassenärztliche Vereinigung Brandenburg froh, als endlich wieder eine Augenärztin kam. "Die KV hat uns unterstützt", sagt Müller. Die überörtliche Gemeinschaftspraxis hat die Grundversorgung in Lübben wieder in die Gänge gebracht. Doch nicht nur das. Sind spezialisierte Untersuchungen oder eine Operation nötig, dann kann alles für die Patienten leicht und schnell innerhalb der ortsübergreifenden Praxisstruktur organisiert werden. Dafür greifen die Teammitarbeiterinnen auf die vernetzten Praxiscomputer zurück. Die Terminvergabe für Spezialsprechstunden und OP erfolgt elektronisch, und zumindest die neueren Patientenakten liegen digital vor.

Der Organisationsaufwand am Anfang war enorm

"Jetzt haben wir es geschafft. Aber es war ein Riesenaufwand, das alles aufzustellen", sagt Müller. Dabei spricht sie nicht nur vom materiellen Aufwand, sondern vor allem von der Organisation der ortsübergreifenden Struktur. Zentraler Einkauf, zentrale Terminvergabe und auch die Urlaubsplanung muss zwischen allen Standorten abgestimmt werden. Die Ärztin ist voll des Lobes für ihr "tolles Team". Ohne tüchtige Schwestern wäre der Organisationsaufwand am Anfang nicht zu schaffen gewesen, meint sie. Erst seit kurzem läuft der Routinebetrieb. Wenn Probleme auftreten, werden sie in den vierwöchentlichen Teamsitzungen besprochen. "Aber ich finde, bei uns klappt es ganz gut. Auch für den Arzt ist diese Struktur ein Vorteil, denn eine fachliche Weiterentwicklung ist möglich", so Müllers Fazit.

Die Praxis der drei Augenärztinnen

Die Praxis der drei Augenärztinnen Burghardt, Kretschmann und Müller mit insgesamt drei Standorten in Cottbus und Lübben ist eine von sieben überörtlichen Gemeinschaftspraxen in Brandenburg. Sie besteht aus einer Tagesklinik mit zwei komplett ausgestatteten Operationssälen, Vorbereitungs- und Aufwachraum und einer Praxis mit drei Sprechzimmern, Funktionsdiagnostik und Laser in Cottbus.

In Lübben ist die Praxis mit zwei Sprechzimmern zur Basisversorgung vertreten. Insgesamt 16 Schwestern arbeiten den drei Ärztinnen zu. (ami)

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