Kommentar
Karnevaleskes Dilemma
Würde man folgende Begebenheit - am besten in der jeweiligen Mundart - heute am Rosenmontag in der Bütt zum Besten geben, hätte man zu hundert Prozent die Lacher auf seiner Seite - und einen Karnevalsorden am Revers:
"Treffen sich zwei niedergelassene Ärzte - beide 68 -, sagt der eine zum anderen ‚Ich kann nicht mehr, will aber noch‘ - sagt der andere ‚Bei mir ist es noch viel schlimmer: Ich kann noch immer, will aber nimmer.‘" Das geneigte Publikum würde in karnevalesk-frivoler Manier toben vor Lachen - geht es doch vermeintlich darum, dass die Herren sich über ihre Qualitäten als Liebhaber unterhielten.
Eingeweihte würden sofort verstehen, was das eigentliche Problem der Protagonisten ist: Der erste ist Vertragsarzt, den die inzwischen gerichtlich gekippte Altersgrenzenregelung noch traf. Selbst wenn er sich juristisch wehrt, ist er nicht sicher, wieder praktizieren zu dürfen. Der andere profitiert von der neu gewonnenen Freiheit, will aber gar nicht. Er arbeitet nur weiter, weil er keinen Nachfolger findet. Das durchaus karnevalesk anmutende Dilemma der betroffenen Ärzte gibt trotz Faschings keinen Anlass zur Freude. Hier sind Politik und Justiz gefragt, Abhilfe zu schaffen - am besten vor der nächsten Kampagne.