Innovation für die Praxis

Herzinsuffizienz-Selbsttest wird an Hochschule getestet

Dr. Klaus Edel hat einen Fragebogen entwickelt, der Herzinsuffizienz-Patienten früher identifizieren soll. Bald soll der Test auch Hausärzte unterstützen.

Von Marco Hübner Veröffentlicht:
Mit seinem Fragebogen will Mediziner Klaus Edel in Zukunft auch auf digitalem Wege die Diagnostik für Patienten mit Herzinsuffizienz verbessern.

Mit seinem Fragebogen will Mediziner Klaus Edel in Zukunft auch auf digitalem Wege die Diagnostik für Patienten mit Herzinsuffizienz verbessern.

© Marco Hübner

ROTENBURG AN DER FULDA. Herzinsuffizienz früher erkennen, um dadurch eine bessere Therapie und mehr Lebensqualität für Patienten zu gewährleisten. Das soll der von Dr. Klaus Edel entwickelte "Fragebogen für den Herzschwäche-Selbsttest" ermöglichen. Edel ist Chefarzt der Abteilung Kardiologische Rehabilitation und Prävention am Herz-Kreislauf-Zentrum in Rotenburg an der Fulda und arbeitet seit Ende 2016 an seinem Projekt, das jetzt einen weiteren wichtigen Meilenstein genommen hat. Der aus zehn Fragen bestehende Testbogen, wird momentan an der Praxishochschule Köln evaluiert.

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Dr. Klaus Edel erhielt den dritten Preis beim Wettbewerb „Erfolgs-Rezept – der Praxis-Preis 2016“

Weitere Informationen über den Wettbewerb und Bewerbung 2017 unter www.aerztezeitung.de/erfolgsrezept

Einsendeschluss ist der 30. November

Der vor Kurzem gestartete wissenschaftliche Testlauf soll zeigen, inwiefern der Bogen ein geeignetes Werkzeug ist, um Herzinsuffizienz-Patienten verlässlich zu identifizieren. In den kommenden Wochen sollen bereits erste Ergebnisse vorliegen.

Auf den Prüfstand kommen die Fragenstellungen. Diese zielen vor allem auf die körperlichen Befindlichkeiten der Patienten im Alltag. Eine der Fragen lautet etwa "Fällt Ihnen die Atmung schwer, wenn sie zwei Etagen gemütlich die Treppe hochlaufen?" oder "Haben Sie geschwollene Füße oder Fußknöchel?" Jede Frage ist entsprechend mit einem Wert gewichtet. Übersteigt dieser aus der Summe der Antworten eine bestimmte Punktschwelle, wird ein schneller Bluttest (BNP-Test) und der Besuch eines Kardiologen angeraten.

Atemnot führt auf falsche Fährte

Edel hofft, dass die Evaluation an der Hochschule positiv ausgeht und sein Fragebogen Patienten und Ärzten nachweislich gleichermaßen helfen kann: "Eine Herzschwäche hat sehr viele Ursachen. Auf dem Weg zur richtigen Diagnose suchen Ärzte häufig nach der Nadel im Heuhaufen, und Patienten verlieren viel Zeit auf Irrwegen im Gesundheitssystem", berichtet Edel im Gespräch mit der "Ärzte Zeitung" aus seiner Erfahrung. Häufig würden Herzinsuffizienz-Patienten etwa wegen des Symptoms Atemnot fälschlicherweise im Wartezimmer von Pulmologen sitzen. Den Fragebogen sollen Patienten daher schon beim Besuch ihres Hausarztes ausfüllen, damit möglichst früh in der Versorgung die richtigen Weichen gestellt werden können.

Die Initiative des 58-jährigen Arztes aus Nordhessen hat schon heute zumindest Preisrichter überzeugt: Beim Erfolgs-Rezept Praxispreis 2016 von Springer Medizin und UCB Innere Medizin hat Edel mit seiner innovativen Idee den dritten Preis gewonnen. "Das hat dem Projekt zusätzlich Rückenwind verschafft und war sehr hilfreich, um ein Netzwerk aus Gleichgesinnten aufzubauen", resümiert Edel. Durch die erhöhte Aufmerksamkeit sei der Arzt unter anderem mit Kollegen ins Gespräch gekommen und habe so Partner gefunden, die bei der Weiterentwicklung mithelfen wollen oder als Ratgeber zur Seite stehen. Das will Edel nutzen, denn der Mediziner hat große Pläne für seinen Fragebogen.

Der Herzschwäche-Selbsttest soll bundesweit eingesetzt werden und die leitliniengerechte Versorgung der Patienten unterstützen, so die Vision seines Erfinders. Er sei dabei weniger für Kliniken gedacht als für Praxen von Haus- und Fachärzten. "In die Klinik kommen die Patienten leider erst sehr spät, nämlich dann, wenn eine akute Herzschwäche zum Notfall geführt hat", betont Edel.

Wenn die Evaluation unter wissenschaftlichen Bedingungen an der Hochschule gelingt, sollen als nächstes Hausärzte das Instrument nutzen können. Allerdings zunächst ebenfalls zu Testzwecken. Geplant sei, den Test im Jahr 2018 in einem großen Ärztenetz in Nordrhein-Westfalen einzusetzen. Beabsichtigt ist auf lange Sicht auch eine digitale Version des Fragebogens: "Über eine App für Smartphone und Tablet-PC können wir die Patienten überall und direkt erreichen", hofft Edel.

Kein Ersatz für Diagnostik beim Arzt

Die Entwicklung einer mobilen Anwendung stehe allerdings noch weitgehend in den Sternen. Edel ist aktuell auf der Suche nach Entwicklern, die Erfahrung in der Umsetzung solcher Projekte haben. "Ziel ist es, ein Medizinprodukt zu schaffen, und weniger eine Lifestyle-App, die zusätzlich den Blutdruck messen kann", betont der Arzt. Auch soll die App keineswegs den Diagnostiker überflüssig machen. Die Anwendung solle das Bewusstsein für die Krankheit Herzschwäche stärken und dabei helfen, Patientengruppen zu kanalisieren und Kosten zu sparen, die etwa dann anfallen, wenn Patienten mit ungeklärten Symptomen zulasten der Solidargemeinschaft durch das Gesundheitswesen geisterten.

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