Praxisführung

Kartensystem schont Arzt-Nerven

In vielen Praxen geht es montags drunter und drüber. Zwei Ärzte aus Göppingen haben den Montagssturm entschärft und mit ihrer Idee die Jury beim Praxis-Preis 2016 beeindruckt.

Von Michael Sudahl Veröffentlicht:

GÖPPINGEN. Viele Patienten nehmen lange Wartezeiten in Kauf. Alternativen suchen wenige, denn der Zustand scheint "normal" und bei jedem Arzt gleich. Im baden-württembergischen Göppingen ist das anders: Seit 2006 führen Dr. Björn Wachter und Dr. Thomas Freier eine Gemeinschaftspraxis in der Staufen-Stadt. Das Problem, Termine ohne Wartezeiten zu koordinieren, hatten auch die beiden Internisten.

"Wir wussten nicht, wie wir das beheben sollen", erzählt Freier. Ein Jahr später besuchten die Schwaben einen Praxis-Manager-Kurs und hatten die zündende Idee: Laufzettel. Ein simples System, das Zeit sparen und die Qualität der Gespräche verbessern soll. Die beiden Ärzte zählten mit ihrem Konzept 2016 zu den Top-Bewerbern um den "Erfolgs-Rezept Praxis-Preis", der auch dieses Jahr wieder von UCB Innere Medizin und der Fachverlagsgruppe Springer Medizin, zu der die "Ärzte Zeitung" gehört, ausgeschrieben wird.

 "Der Zettel war zuerst ein kleiner, von Hand geschriebener Fetzen", erinnert sich der Praxisleiter. Heute sind diese Zettel erwachsen geworden: Laminierte Karten mit beschrifteten Kästchen sorgen für Übersicht. Zu lesen sind darauf Infos rund um den Patienten. Das Prinzip ist einfach: Die Karten liegen an der Rezeption. Ruft ein Patient an, notiert die medizinische Fachangestellte (MFA) seine Beschwerden. "Selbst, wenn es nur um eine Krankmeldung geht, wird dies auf dieser Karte notiert", so Freier. Zusätzlich erfasst die Kollegin persönlichen Daten und kreuzt entsprechende Maßnahmen an. Blutdruckmessungen, Krankmeldungen oder EKG sind unter anderem auf den Laufkarten zu lesen. "Durch die Kreuze sparen wir uns Nachfragen, was bei einer unleserlichen Schrift schon mal vorkommen kann", erklärt Björn Wachter.

Kommt dann der Patient in die Praxis, übergibt die MFA die Laufkarte. Beim Abholen des Patienten im Wartezimmer, erhält der Arzt die Karte und weiß, was zu tun ist. "Durch die Karte kann ich mich auf mein Kerngeschäft konzentrieren und mir mehr Zeit für Fragen nehmen", so Internist Freier. In der Gesprächszeit zwischen Arzt und Patienten können die Kollegen benötigte Mittel zurechtlegen. Scheren, Verband oder Blutdruckmessgerät liegen parat, sobald ein Termin eingetragen wurde.

"Das spart Zeit und vermeidet Hektik", ergänzt Wachter. Werden im Gespräch weitere Untersuchungen identifiziert, die nötig sind, setzen die Internisten ihr Kreuz auf der Laufkarte und übergeben sie an die MFA. Arbeitsanweisungen laut durch die Räume zu rufen, ist somit passé. "Durch die Laufkarten können wir klarer kommunizieren, es wird nichts mehr vergessen und jeder kennt seine Aufgaben", fasst Freier die Vorteile zusammen.

Rund 1000 Patienten besuchen pro Monat die Praxis in der Göppinger Innenstadt. 300 der mit Filzstift beschreibbaren Laufkarten sind für diese Menge im Einsatz. Nach der Behandlung werden sie mit Alkohol gereinigt und für neue Notizen verwendet. "Bei kleineren Praxen reichen eventuell auch 100 bis 200 Karten", so Wachter. Dabei wirken sich die kleinen Helfer seiner Ansicht nach auch auf die Wartezeiten aus. So beträgt diese, dank Laufkarten, durchschnittlich nur zehn Minuten. Ergänzend schafften die Ärzte montags zwischen neun und elf Uhr eine terminfreie Zone für unerwartete Patienten.

"Die Welt ist immer kurzlebiger, da empfinde ich Zeit als wichtigstes Gut", betont Freier. Zeit zu verschwenden sei unhöflich und deshalb lege er Wert darauf, dies nicht bei seinen Patienten oder Angestellten zu tun. So ruht der Fokus der laminierten Karten auch nicht auf finanziellem Gewinn, sondern auf mehr Lebensqualität – vom Patienten bis zum Praxisinhaber. "Ich habe früher in einer Klinik gearbeitet und habe da viele Überstunden geschoben", berichtet der ehemalige Intensivmediziner. Nun ist er froh, dass das Praxisteam pünktlich Feierabend hat und jeder Kollege abends mehr Freizeit. Dass das Konzept läuft, zeige die Loyalität seiner Stammmannschaft, die seit mehr als zehn Jahren beisammen ist.

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