E-Health

Hoheit muss bei Ärzten bleiben

Medizinische Elektroniklösungen haben den Segen der meisten Menschen in Deutschland. Diese versprechen sich nützliche Hilfe von Wearables und Fitness-Apps. Skepsis herrscht bei Op-Robotern. Das zeigt eine aktuelle Befragung.

Matthias WallenfelsVon Matthias Wallenfels Veröffentlicht:
Medizinische Wearables, die Vitaldaten messen und auswerten, stehen bei zwei Dritteln der Deutschen hoch im Kurs.

Medizinische Wearables, die Vitaldaten messen und auswerten, stehen bei zwei Dritteln der Deutschen hoch im Kurs.

© Alexey_Boldin / fotolia.com

MÜNCHEN. 63 Prozent der Bundesbürger halten künstliche Intelligenz in elektronischen Geräten der Zukunft für eine gute Idee.

Den Verbrauchern ist allerdings wichtig, dass die smarten Helfer ihre Grenzen kennen: 84 Prozent wollen, dass intelligente Haushalts-Roboter, smarte Autos oder Medizin-Elektronik den Menschen assistieren – nicht aber das eigene Denken überflüssig machen.

Das sind Ergebnisse des electronica-Trend-Index 2020. Dafür wurden im Auftrag der Fachmesse "electronica", die vom 8. bis 11. November 2016 in München stattfindet, 7000 Verbraucher in sieben Ländern rund um den Globus befragt – darunter 1000 Bundesbürger bevölkerungsrepräsentativ in Deutschland.

Die Ergebnisse wurden am Dienstag in München vorgestellt. Die electronica versteht sich nach Angaben der Veranstalter als Weltleitmesse für Komponenten, Systeme und Anwendungen der Elektronik sowie als wichtigster internationaler Branchentreffpunkt der Elektronikindustrie.

AAL ganz oben auf der Wunschliste

In puncto E-Health wünschen sich 82 Prozent der Bevölkerung elektronische Sicherheitstechnik, die älteren Menschen das Leben Zuhause sicherer machen – Ambient Assisted Living (AAL). Zu den AAL-Lösungen zählen vernetzte Notrufsysteme, Sturzsensoren im Boden oder intelligente Matratzen.

Auch künstliche Hände, die den Patienten mit Bioelektronik das Tasten und Fühlen möglich machen oder implantierbare Augensensoren mit der die Sehfähigkeit verbessert wird – bewerten rund 80 Prozent der Verbraucher positiv. Medizin-Roboter einzusetzen, die in Kliniken Op durchführen, stößt jedoch bei den Befragten aktuell noch auf Skepsis (53 Prozent).

Sehr groß ist der Zuspruch allerdings heute schon beim Einsatz medizinischer Wearables (67 Prozent) – also am Körper tragbare Geräte, mit denen sich Vitaldaten wie Puls, Blutzucker oder Körpertemperatur in Echtzeit aufzeichnen und auswerten lassen.

Im Sieben-Länder-Vergleich offenbarte sich, dass die Bevölkerung in Deutschland sich anscheinend noch immer nicht so richtig mit der Vorstellung einer elektronischen Patientenakte anfreunden kann.

Chinesen mit gewisser Kaufkraft

Auf die Frage, was sie von E-Health erwarteten, antworteten nur 41,52 Prozent, dass sie der Aussage, "E-Health sollte in Zukunft per elektronischer Patientenakte Daten erfassen – bspw. für die medizinische Überwachung, Terminvergabe oder Diagnose" ganz oder voll und ganz zustimmen würden. Schlusslicht war hier gerade die HighTech-Nation Japan mit 40,48 Prozent.

Am meisten Zustimmung erfuhr diese Aussage in China mit 72,2 Prozent. Zu beachten ist hier, wie die "Ärzte Zeitung" auf Nachfrage erfuhr, dass in der Volksrepublik nur bestimmte Chinesen mit einer gewissen Kaufkraft gefragt wurden, zum Beispiel in der Region um Shanghai.

An zweiter Stelle folgt Frankreich mit 65,95 Prozent vor den USA mit 60,19 Prozent und Großbritannien mit 47,31 Prozent und Frankreich mit 46,37 Prozent.

Am meisten stimmten die Italiener mit insgesamt 76,4 Prozent der Aussage zu, dass E-Health in Zukunft Patientendaten sicher schützen solle. Deutschland findet sich hier mit 75,81 Prozent knapp dahinter auf Platz zwei vor China mit 73 Prozent und den von massiven Patientendatenklau aus Kliniken betroffenen USA mit 69,37 Prozent und Frankreich mit 66,08 Prozent, gefolgt vom Vereinigten Königreich mit 64,44 Prozent. Die Rote Laterne in puncto Vertrauen in die Datensicherheit im Zeitalter des Internets der Dinge geht mit 49,85 Prozent an Japan.

Japaner sind am skeptischsten

Die in medizinischen Fachkreisen vehement diskutierte P4-Medizin – "participatory" (teilhabend), "personalised" (personalisiert), "predictive" (vorausschauend) und "preventive" (vorsorgend) – spaltet die sieben Nationen in Befürworter und Gegner.

So stimmten wiederum die Chinesen mit 65,8 Prozent am meisten der Aussage ganz oder voll und ganz zu, dass E-Health in Zukunft eine personalisierte Medikamententherapie ermöglichen solle, direkt gefolgt von den Italienern mit 64,74 Prozent.

Deutlich abgeschlagen folgen die Vereinigten Staaten mit 53,33 Prozent und Frankreich mit 50,19 Prozent. In Deutschland findet die P4-Medizin mit 45,55 Prozent noch relativ Zustimmung in der Bevölkerung, in Großbritannien können sich nur 39,67 Prozent dafür erwärmen. Weit abgeschlagen kommt wiederum Japan mit 29,81 Prozent.

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