Dead Man Sensor

Lebensretter-App bald auf Kassenkosten?

Eine App benachrichtigt den Notruf, wenn sein Nutzer nicht mehr dazu fähig ist: Ein Orthopäde verhandelt mit Kassen jetzt über die Kostenübernahme für Kassen-Nutzer.

Veröffentlicht:
Ist ein Nutzer nicht mehr fähig zu agieren, ruft die App tomatomedical den Arzt.

Ist ein Nutzer nicht mehr fähig zu agieren, ruft die App tomatomedical den Arzt.

© billyfoto / Getty Images / iStock

MÜNCHEN. Der Orthopäde und Unfallchirurg Dr. Matthias Lemberger setzt auf die von ihm entwickelte App tomatomedical, um Menschenleben zu retten. Den Dead Man Sensor, der die Notfallverständigung übernehme, habe er besonders für Unfälle auf Reisen und beim Sport entwickelt, wie Lemberger vor Kurzem beim Europäischen Gesundheitskongress erläuterte.

Bewege sich der Betreffende eine Zeit lang nicht mehr, werde automatisch die Notrufzentrale von tomatomedical informiert. Sie sei rund um die Uhr erreichbar. Zudem werde der über GPS geortete Standort per E-Mail oder SMS gesendet. So könnten Helfer den Patienten auch dann finden, wenn er selbst keine Hilfe mehr rufen könne. Die Funktion lasse sich nach Bedarf auch deaktivieren.

Die App habe aber noch andere Funktionen. So könne der Betroffene im Notfall selbst die Notrufzentrale oder gespeicherte Vertrauenspersonen kontaktieren. Bei Bedarf übersetze die Anwendung in 15 Sprachen.

Die App könne aber auch als Hausnotruf genutzt werden. Um die Behandlung zu vereinfachen, könnten Nutzer eine elektronische Patientenakte anlegen. Sie könnten Anamnesedaten, Diagnosen, Medikamentenpläne, Laborwerte oder Ergebnisse bildgebender Verfahren selbst hochladen.

Zugriff durch Ärzte

Vom Patienten ausgewählte Ärzte hätten ebenfalls direkten Zugriff und könnten Daten hochladen. Zudem könnten sie Informationen mit anderen Behandelnden austauschen, etwa Ärzten, Apothekern oder Physiotherapeuten. Der Patient bleibe aber im Mittelpunkt. "Jede Information geht immer auch an den Patienten", betonte Lemberger. Bald würde das Spektrum um eine Video-Funktion erweitert.

Die webbasierte Anwendung sei unkompliziert. Eine Software müsse nicht installiert werden. Die erhobenen Daten würden in einer Cloud gespeichert. Zugriff hätten aber nur Patient und Ärzte, die Daten seien durch einen hohen Verschlüsselungsstandard gesichert. Die Nutzung koste regulär einige Euro pro Monat.

Bisher, so Lemberger, seien die von Patienten eingereichten Kosten aber regelmäßig von den Krankenkassen erstattet worden. Derzeit liefen Verhandlungen mit Kassen über eine grundsätzliche Finanzierung. Einige tausend Nutzer hätten sich die App schon heruntergeladen. Unter anderem könnten sich Flüchtlinge eine Version davon unter dem Namen iRefugee herunterladen.

Auch Ärzte ohne Grenzen nutzten das Tool, etwa in Afrika. Erste MVZ in Bayern und NRW gehörten ebenfalls zu den Anwendern. In Kürze kämen in diesen Bundesländern auch zwei große Klinikverbünde hinzu, welche die App ihren insgesamt 700.000 Patienten anbieten möchten. (cmb)

Mehr zum Thema

Neue Möglichkeiten

So hilfreich können Smart Inhaler bei Asthma oder COPD sein

Una Health

Neue DiGA für das Selbstmanagement bei Typ-2-Diabetes

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Interview

vdek-Chefin Elsner: „Es werden munter weiter Lasten auf die GKV verlagert!“

Neuer Hoffnungsträger

Homotaurin-Prodrug bremst Alzheimer

Lesetipps
Schwere Infektionen mit Antibiotika richtig behandeln: Behandlungsmythen, die so nicht stimmen.

© bukhta79 / stock.adobe.com

Richtig handeln bei Infektionen

Drei Mythen bei der Antibiotika-Therapie auf dem Prüfstand