Kfz-Policen: Die Tücken der Vergleichsportale

Im Herbst haben Kfz-Versicherer Hochkonjunktur. Viele Verträge können jetzt gekündigt werden. Preisvergleichsportale werben damit, einen guten Überblick zu verschaffen. Doch nicht alle leisten, was sie versprechen.

Von Anja Krüger Veröffentlicht:
Für eine abgeschlossene Kfz-Versicherung kassieren manche Portale zwischen 60 und 100 Euro.

Für eine abgeschlossene Kfz-Versicherung kassieren manche Portale zwischen 60 und 100 Euro.

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KÖLN. Ärzte werden in diesen Wochen mit Werbung von Autoversicherern zugeschüttet. Die große Wechselschlacht hat begonnen. Denn die meisten Auto-Policen sind zum Jahresende mit einer Frist von vier Wochen kündbar. Stichtag ist also der 30. November. Welche Angebote wirklich gut sind, ist schwer zu durchschauen.

Auf Preisvergleiche spezialisierte Internet-Portale locken mit dem Versprechen, bei der Auswahl zu helfen. Aber Vorsicht: Diese Portale zeigen immer nur einen Ausschnitt des Angebots.

Preisschlacht in den vergangenen Jahren

Dabei haben sich die Unternehmen in den vergangenen Jahren immer wieder gegenseitig unterboten. Jetzt hat die Branche das Ende des Preiskrieges ausgerufen. Möglicherweise erhöhen Versicherer die Prämie.

Für Versicherte ist das wichtig, denn ist das der Fall, können sie auch nach dem Stichtag 30. November noch die Kfz-Police wechseln.

Welcher Stichtag aber auch zählt, immer mehr Versicherte nutzen zur Orientierung Preisvergleichs-Portale im Internet wie Check24, Aspect online, TOP Tarif, Geld.de oder FinanzScout.

transparo.de attackiert die Wettbewerber auf allen Kanälen

Pünktlich zum Auftakt der Wechselsaison hat das neue Vergleichsportal transparo.de einen massiven Werbefeldzug gestartet. Auf allen Kanälen attackiert transparo die Wettbewerber: Viele Vergleichsportale böten 50 Prozent der günstigsten Angebote nicht an, heißt es.

"Deshalb gibt es jetzt transparo", sagt die Stimme in der Fernsehwerbung. Aber: transparo zeigt genauso wenig wie die anderen den ganzen Markt.

Das Portal gehört mehrheitlich den Versicherern HUK-Coburg, der Talanx-Tochter HDI-Gerling und der WGV. Die Anbieter sorgen systematisch dafür, dass die Preistransparenz im Internet immer milchiger wird.

Kein Internetportal bildet den ganzen Markt ab

Angebote für eine Kfz-Police einzuholen, ist wegen der vielen erforderlichen Angaben mühselig. Mit Hilfe der Internet-Portale können Interessenten mit einer Eingabe viele verschiedene Tarife vergleichen.

Mit mehr als 450.000 im vergangenen Jahr vermittelten Verträgen ist Check24 Marktführer, gefolgt von Aspect online mit 80.000 Verträgen.

Im Sommer haben sich HUK-Coburg und Partner bei Aspect online mit dem Ziel eingekauft, die Marktmacht des von der Assekuranz unabhängigen Portals Check24 zu brechen.

"Wir wollen stärker werden als Check24", sagt Wolfgang Schütz, Vorstand von Aspect online, unter dessen Dach die Marke transparo läuft.

Viele Autobesitzer werden aus Zeitmangel keine Preisvergleiche auf mehreren Portalen einholen

Die Marktführerschaft ist das Entscheidende. Viele Autobesitzer werden aus Zeitmangel keine Preisvergleiche auf mehreren Portalen einholen - obwohl das sinnvoll wäre. Entscheidend für Kunden ist es, sich einen guten Überblick verschaffen zu können.

Aber die Versicherer torpedieren das. Die Allianz ist bei transparo ausgestiegen, die HUK-Coburg bei Check24. Viele Versicherer sind nur bei einem der Portale vertreten. Manche lassen dort auch nicht alle Tarife listen.

Eine Alternative sind unabhängige Vergleichsportale, die ausschließlich informieren. Dazu gehört NAFI. Das ist ein Datendienstleister für die Branche, der seine Informationen Verbrauchern kostenlos zur Verfügung stellt. Ein Abschluss ist darüber aber nicht möglich.

Genau darum geht es aber bei Portalen wie Check24 oder transparo. Sie erhalten eine Provision zwischen 60 und 100 Euro, wenn ein Kunde über sie eine Police abschließt. Um die Akzeptanz zu erhöhen, listen Portale auch Anbieter, mit denen sie keine Vertriebsvereinbarung haben. Oft aber ohne Preisangabe und ohne die Möglichkeit, direkt abzuschließen.

"Wir zeigen alle 96 am Markt befindlichen Versicherer in unserem Vergleich an", sagt Check24-Sprecher Daniel Friedheim. Den Preis können Nutzer von 55 Anbietern sehen.

transparo.de hat mit 49 Anbietern eine Vertriebsvereinbarung. Ein Blick ins Impressum zeigt einen wichtigen Unterschied: Check24 ist als Makler registriert, Transparo als Mehrfachagent, also als Vertreter für mehrere Versicherer.

Der Gesetzgeber definiert Makler als diejenigen, die im Interesse und Auftrag des Kunden tätig sind. Vertreter sind nur ihrem Unternehmen verpflichtet.

Viele Versicherer betrachten die Portale mit Skepsis

Viele Versicherer betrachten die Portale mit Skepsis. Sie fürchten den Verlust ihres Markenwerts.

Die VHV verkauft über Makler, ist aber auch in Portalen gelistet. "Wir sind für völlige Preis- und Leistungstransparenz", sagt Vertriebschef Jürgen Junker. Den Vertrag abschließen soll der Kunde aber nach seiner Auffassung besser beim Vermittler.

"Der Makler berät den Kunden", sagt er. Außerdem sei es für den Kunden von Vorteil, wenn er im Schadenfall einen Ansprechpartner habe. Informationen zu den Verträgen gibt es aber auch bei den Vergleichsportalen. Sie haben Hotlines, an denen Versicherungskaufleute sitzen.

Lesen Sie dazu auch den Kommentar: Keine Transparenz bei Assekuranzen

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