Tablet, Handy & Co.

Versicherungen oft überflüssig

Versicherungen für neue Geräte und Brillen sind verlockend. Die Erwartung an die Leistung entspricht jedoch oft nicht der Realität im Schadenfall.

Anne-Christin GrögerVon Anne-Christin Gröger Veröffentlicht:
Wer das Risiko scheut, kann sich absichern. Das hat allerdings seinen stolzen Preis.

Wer das Risiko scheut, kann sich absichern. Das hat allerdings seinen stolzen Preis.

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KÖLN. Wer sich ein Handy, eine Digitalkamera oder ähnliches kauft, erhält auch häufig ein Angebot für eine Versicherung des Neugerätes. Der Bund der Versicherten (BdV) führt die Handyversicherung allerdings auf der Liste der überflüssigsten Versicherungen, die Kunden auf keinen Fall abschließen sollten.

Dass es so eine Liste überhaupt gibt, liegt nach Ansicht von Timo Voss vom BdV an der Vollkasko-Mentalität vieler Deutscher, die für möglichst viele Dinge eine Versicherung abschließen möchten.

"Vielen fällt dabei gar nicht auf, dass sie viel günstiger wegkämen, wenn sie für den Ernstfall ein bisschen Geld beiseitelegten", sagt er.

Erst mal klingt gut, was die Anbieter der Elektroversicherungen versprechen: Wer ein Smartphone kauft und es gleich vor Ort versichert, bekommt damit zwei Jahre Deckung, kostenlose Reparatur bei Materialfehlern oder Verschleiß und weltweiten Schutz gegen Diebstahl.

Zudem sind Unfall- und Stoßschäden sowie Wasser- und Sandschäden versichert.Die Höhe der Prämien ist gestaffelt nach der Höhe des Gerätepreises.

Der Vertrag für ein 400 Euro teures Smartphone kostet 90 Euro für zwei Jahre, wer sich für ein günstigeres Modell entscheidet, zahlt entsprechend weniger.

Nachrechnen lohnt sich

Ob sich das lohnt, sollten Kunden allerdings nachrechnen. "Oft ist die insgesamt gezahlte Prämie höher als das, was der Versicherer an Leistungen auszahlt", sagt Verbraucherschützer Voss.

Denn bei den Verträgen erhält der Kunde im Schadenfall immer nur den Zeitwert ersetzt. Oft gibt es nur dann den vollen Preis zurück, wenn der Schaden innerhalb eines halben Jahres nach Kauf eintritt.

Nach sieben bis zwölf Monaten sind es noch 80 Prozent des ursprünglich gezahlten Kaufpreises, nach zwei Jahren gerade einmal noch 60 Prozent.

Wird das Handy gestohlen, muss der Versicherte zudem noch einen Selbstbehalt in Höhe von 20 Prozent des Verkaufspreises berappen.

Wird also das iPhone S5 für 649 Euro nach einem Jahr gestohlen, hat der Kunde nur Anspruch auf Ersatz in Höhe von 40 Prozent oder 252 Euro. Ein absurd geringer versicherter Wert, wenn man bedenkt, dass der Kunde 120 Euro an Prämie bezahlt hat.

Brillenverlust nicht versichert

Auf der Liste der größten Mogelpackungen steht auch die Brillenversicherung. Wer ein Gestell beim Optiker kauft, bekommt häufig direkt ein entsprechendes Angebot unterbreitet. Die Kette Apollo bietet ihren Kunden Brillenpolicen der zur Munich Re gehörenden Ergo Direkt an.

Fielmann umgarnt seine Kunden mit Schutz von der Hanse Merkur. Unterschreibt der Kunde den Vertrag, schreibt der Versicherer ihm bei einer Einstärkenbrille sofort 15 Euro auf den Kaufpreis gut.

Nach Ablauf von zwei Jahren hat der Kunde Anspruch auf eine neue, kostenlose Brille. Zudem zahlt die Hanse Merkur bei Bruch, Beschädigung oder einer Sehstärkenveränderung von mindestens 0,5 Dioptrien.

Bei einfachen Brillengläsern kostet die Police 10 Euro pro Jahr, bei Gleitsichtbrillen muss der Kunde jährlich 50 Euro hinlegen. Der Vorteil der Verträge: "Seit die Kassen keine Kosten mehr für Brillen übernehmen, leistet unsere Police Ersatz", sagt Hanse Merkur-Sprecherin Katharina Seidenstücker.

Das Geschäft läuft gut: Mehr als 6 Millionen Verträge hatte der Versicherer Ende März 2013 im Bestand, 2011 waren es erst 4,9 Millionen. Allerdings: Eine kostenlose Brille gibt es nur aus dem Nulltarif-Bereich des Optikers.

"Entscheidet sich der Kunde für eine Zuzahlungsbrille, werden ihm bei einer Einstärkenbrille 15 Euro auf den Kaufpreis gutgeschrieben", sagt sie. "Bei einer Gleitsichtbrille sind es 70 Euro."

Wer also Wert auf eine Markenbrille legt, muss trotz Versicherung tief in die Tasche greifen. Auch Schusselige dürfen sich nicht auf die Police zu verlassen. "Der Verlust der Brille ist nicht versichert", sagt Seidenstücker.

Die überflüssigsten Versicherungen: www.bundderversicherten.de

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