Pflege-Bahr

Also doch ein Vorsorgerenner?

Wird der Pflege-Bahr der PKV doch gut angenommen? Täglich würden 1000 Verträge über die staatlich geförderte Zusatzpolice abgeschlossen, meldet jetzt die PKV.

Ilse SchlingensiepenVon Ilse Schlingensiepen Veröffentlicht:
Abgesichert für den Pflegefall: Das ist immer mehr Menschen in Deutschland wichtig.

Abgesichert für den Pflegefall: Das ist immer mehr Menschen in Deutschland wichtig.

© Gina Sanders/fotolia.com

BERLIN. Der Verkauf der geförderten privaten Pflegezusatzversicherungen gewinnt an Fahrt.

Bislang hätten die privaten Krankenversicherer (PKV) rund 150.000 unterschriebene Anträge für die sogenannten Pflege-Bahr-Policen vorliegen, berichtete der Vorsitzende des PKV-Verbands Reinhold Schulte kürzlich auf der PKV-Jahrestagung in Berlin.

Jeden Tag kämen 1000 neue Anträge hinzu. "Die geförderte Pflegezusatzversicherung ist ein echtes Erfolgsmodell", freute sich Schulte.

Diese positive Nachricht kam wenige Tage, nachdem die Allianz Private Krankenversicherung eine Umfrage vorlegte, in der es hieß, die Deutschen hätten nur ein verhaltenes Interesse am Pflege-Bahr.

Derzeit 24 Anbieter im Markt

Fünf Monate nach Inkrafttreten der gesetzlichen Grundlage für die geförderten Policen bieten 24 Unternehmen die Policen an.

Sie haben laut Schulte zusammen einen Marktanteil von deutlich über 80 Prozent. Weitere Unternehmen würden noch dieses Jahr in das neue Geschäftsfeld einsteigen, kündigte er an.

"Die geförderte Pflegezusatzversicherung wird besonders stark von jungen Leuten im Alter zwischen 25 und 35 Jahren abgeschlossen", berichtete er. Auf diese Altersgruppe entfielen fast 40 Prozent der Anträge.

Insgesamt seien 56 Prozent der Versicherten jünger als 50 Jahre, 13 Prozent älter als 65. "Damit wird das erklärte Ziel der Bundesregierung erfüllt, insbesondere auch junge Leute zu mehr Vorsorge zu motivieren."

Das Interesse der jüngeren Generation widerlegt nach Einschätzung Schultes die "Skeptiker und Berufspessimisten", die davon ausgegangen waren, dass der Pflege-Bahr wegen des Verzichts auf Gesundheitsprüfungen nur für alte und kranke Versicherte attraktiv sei.

Eine zusätzliche kapitalgedeckte private Pflegevorsorge sei unabdingbar, sagte er. "Sie trägt der Tatsache Rechnung, dass eine Ausweitung des Umlageverfahrens in der Sozialversicherung angesichts der Demografie-Probleme nicht mehr möglich ist."

Bahr lobt Erfahrungen mit Riester

Die geförderte Pflegezusatzversicherung sei ein wichtiger Einstieg, damit sich die Menschen mit dem Thema Pflegevorsorge beschäftigen, sagte Bundesgesundheitsminister Daniel Bahr (FDP) bei der PKV-Tagung in Berlin.

Gleichzeitig warnte er davor, zu hohe Erwartungen an die Policen zu richten. "Es war nie Ziel der privaten Pflegevorsorge, die komplette Pflegelücke zu schließen, es war das Ziel, die Lücke ein bisschen zu reduzieren."

Er sei überrascht, mit welch geringen Beiträgen das gelingen könne. Die Policen sehen für die fünf Euro Förderung einen Mindestbeitrag der Versicherten von zehn Euro vor.

Die Erfahrungen mit der Riester-Rente haben nach Einschätzung von Bahr gezeigt, dass die Ergänzung der Umlagefinanzierung durch die Kapitaldeckung eine gute Entscheidung war.

"Was in der Rentenversicherung richtig war, kann in der Kranken- und Pflegeversicherung nicht falsch sein", betonte der Minister.

Für Reinhold Schulte war es die letzte Jahrestagung nach elf Jahren als PKV-Verbandschef. Der Vorstandsvorsitzende der Signal Iduna-Gruppe geht zum 30. Juni in den Ruhestand. Ab 1. Juli übernimmt Debeka-Chef Uwe Laue das Amt.

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