Kommentar zur Haftpflichtpolice
Wo bleibt da das Kollektiv?
Kliniken, aber auch Chirurgen, Gynäkologen mit und ohne Geburtshilfe sowie Hebammen fällt es immer schwerer, eine Haftpflichtpolice zu bekommen. Viele Versicherer winken wegen der hohen möglichen Schäden ganz ab - oder verlangen horrende Prämien.
Das Heilwesen ist nicht die einzige Branche, die sich mit solchen Problemen herumschlagen muss. Auch Recyclingunternehmen haben derzeit ihre liebe Not, ihre Produktionsstätten gegen Risiken wie Feuer oder Sturm zu versichern.
Wie auch das Heilwesen weisen diese Firmen hohe Schadenquoten auf. Doch das ist nicht der einzige Grund, warum die Versicherer so zögerlich sind. Es liegt auch an der Herangehensweise der Assekuranz. Makler beklagen, dass die Versicherer auf der Suche nach profitablen Geschäftsfeldern dazu übergehen, Zielkundengruppen immer feingliedriger zu segmentieren.
Dieses Phänomen ist auch bei den Berufsunfähigkeitspolicen zu beobachten: Die Gesellschaften ersinnen für die Preisfindung immer mehr Berufsgruppen, um die Personen herauszufiltern, die sie haben wollen: Akademiker, die möglichst viel Zeit im Büro verbringen, können sich zu immer günstigeren Beiträgen versichern, während Handwerker und eben auch Hebammen kaum mehr bezahlbare Policen bekommen.
Der Versicherungsgedanke ist aber eigentlich ein anderer, nämlich der des Kollektivs. Davon entfernt sich die Assekuranz immer weiter.
Zur Person: Friederike Krieger ist Wirtschaftsjournalistin in Köln.