Kfz-Versicherung

Zum Auto gleich die konzerneigene Police?

Autohersteller setzen immer mehr auf die konzerneigene Police zum Neuwagen. Doch Versicherungsexperten warnen: Nicht immer ist die einfache Lösung auch die beste.

Anne-Christin GrögerVon Anne-Christin Gröger und Anna Gentrup Veröffentlicht:
Für die Autokonzerne lohnen sich die Kfz-Versicherungen - aber auch für den Kunden?

Für die Autokonzerne lohnen sich die Kfz-Versicherungen - aber auch für den Kunden?

© Andrey Popov / fotolia.com

NEU-ISENBURG. Die Angebote klingen verlockend: Wer einen VW Golf, Polo oder den Kleinwagen up! kauft und ihn über den Hersteller Volkswagen finanziert oder sogar bar bezahlt, bekommt ein günstiges Versicherungspaket des Autokonzerns dazu: Drei Jahre lang zahlt er nur 29,90 Euro monatlich für Haftpflicht- und Vollkaskoschutz.

Für die allermeisten Autofahrer ist das günstiger als eine Police über Vertreter oder Internet.

Ähnlich läuft es bei den Konkurrenten Ford oder Renault. Beim Kauf eines Ford Fiesta oder eines Renault Twingo zahlt der Fahrer nur rund 20 Euro monatlich und muss sich um Versicherungsangelegenheiten nicht weiter kümmern. Manchmal sind Autohersteller und -Importeure eben auch großzügig.

Policen drücken Modelle in den Markt

Viele Autokonzerne werben mit Komplettpaketen, in denen neben der Versicherung häufig noch die Finanzierung, die Wartung und bestimmte Reparaturen in einer einzigen Monatsrate enthalten sind. Hinter den Versicherungsangeboten der Autohersteller stecken meist klassische Kfz-Versicherungsunternehmen.

BMW und Ford kooperieren mit der Allianz, bei Renault sind das die Nürnberger-Tochter Garanta und der Direktversicherer Direct Line, bei Daimler agiert die HDI Versicherung. VW hat zusammen mit der Allianz einen eigenen Risikoträger gegründet, die Volkswagen Versicherung, die auch für die Konzernmarken Audi, Seat und Škoda Policen anbietet.

Meist sind die Tarife teuer

Für die Hersteller lohnen sich die Verträge. Sie wollen bestimmte Modelle in den Markt drücken - und nehmen dafür in Kauf, dass sie die Versicherung subventionieren müssen. Gleichzeitig erhalten sie für die von Händlern vermittelten Policen Provisionen. Und sie sorgen durch die Kooperation dafür, dass ihre Vertragshändler besser ausgelastet sind.

Auch für die Kunden kann ein Abschluss beim Händler sinnvoll sein - allerdings nur, wenn sie ein Sonderangebot nutzen. Ansonsten sind die Tarife meist teurer, als wenn sie beim Vermittler oder online abgeschlossen werden. Das hat das Verbraucherportal Finanztip in einem Vergleich ermittelt.

Peter Grieble von der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg warnt davor, sich bei den rabattierten Angeboten vor allem vom Preis leiten zu lassen. "Das Thema Autokauf ist sehr emotional aufgeladen, der Verbraucher muss auf so viele Dinge achten, dass er dabei die genauen Bedingungen der Versicherungspolice aus den Augen verliert", sagt er.

Nicht alle Angebote sind für junge Fahrer zu haben

"Dem Fahrer nutzt die günstigste Police nichts, wenn bestimmte Schäden nicht gedeckt sind", betont Grieble. Beispiele sind Schäden durch grobe Fahrlässigkeit oder auch Folgeschäden durch Marderbiss. "In guten Policen sind diese Fälle abgesichert, in manchen über die Hersteller vertriebenen Policen nicht."

Hat der Marder einen bestimmten Schlauch durchgebissen und ist dadurch der Motor kaputtgegangen, bekommt der Kunde zwar das Geld für den kaputten Schlauch, bleibt aber eventuell auf dem viel teureren Motorenschaden sitzen.

Dazu kommt: Nicht alle Angebote sind auch für junge Fahrer zu haben. Bei dem rabattierten Versicherungsangebot von VW für 29,90 Euro pro Monat muss der Versicherungsnehmer mindestens 23 Jahre alt sein. Bei anderen Policen von VW gibt es keine solche Altersgrenze.

Mit Vorschäden geht der Autobauer als Vermittler genauso um wie andere Versicherer: Je mehr selbst verursachte Schäden ein Neukunde in der Vergangenheit hatte, desto höher fällt seine Versicherungsprämie aus.

Rundum-Service punktet bei Kunden

Dennoch gefällt vielen Autofahrern der Rundum-Service der Hersteller. "Wir beobachten bei den Kunden einen seit Jahren anhaltenden und nachhaltigen Trend zu Mobilitätslösungen aus einer Hand", sagt Stefan Voges, Sprecher von VW Financial Services.

Der Verkauf der Policen über die Autobauer brummt. Der Hersteller VW hatte Mitte 2016 stolze 5,2 Millionen Versicherungsverträge im Bestand. Das sind 7,3 Prozent mehr als im Juni 2015. Viele Verbraucher schätzen es, wenn sie direkt beim Autokauf auch die Versicherungsangelegenheiten erledigen.

Das sehen erwartungsgemäß auch die Anbieter der Policen so: "Der Verbraucher bezieht alles aus einer Hand", sagt ein Sprecher der Allianz. "Zudem gibt es seitens der Hersteller attraktive Aktionen, die dem Kunden einen deutlichen Kostenvorteil bieten."

Das kann ein Leihwagen nach einem Unfall sein, ein Hol- und Bringservice, wenn das Auto liegenbleibt oder die zusätzliche komplette Wagenreinigung nach einer Reparatur.

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