Baden-Württemberg

DocDirekt dockt nur noch an Terminservicestellen an

Das System allein werde dem Anspruch nicht gerecht, Patienten in die richtige Art der Versorgung zu steuern, heißt es seitens der KV Baden-Württemberg. Jetzt zieht die KV Konsequenzen.

Von Ilse Schlingensiepen Veröffentlicht:
Termin gesucht? DocDirek tin den Terminservicestellen helfen.

Termin gesucht? DocDirek tin den Terminservicestellen helfen.

© momius / stock.adobe.com

Dortmund. DocDirekt, das Modell zur ärztlichen Fernbehandlung in Baden-Württemberg, wird vom kommenden Jahr an voraussichtlich mit der Terminservicestelle (TSS) verknüpft. Eine direkte Kontaktaufnahme von Patienten mit DocDirekt wird dann nicht mehr möglich sein, kündigte Falk Lingen, Geschäftsführer der Kassenärztlichen Vereinigung Baden-Württemberg (KVBW), beim Jahreskongress der Kassenärztlichen Vereinigung Westfalen-Lippe in Dortmund an.

„Das Angebot der telemedizinischen Versorgung wird künftig wahrscheinlich nur noch ein Versorgungsangebot nach der Ersteinschätzung in der Terminservicestelle sein“, sagte Lingen. Das heißt: Patienten rufen die 116 117 an, die TSS-Mitarbeiter ermitteln ihren Versorgungsbedarf anhand von SmED (Strukturierte medizinische Ersteinschätzung in Deutschland) und entscheiden dann, ob die Anrufer einen Hausbesuch benötigen, ins Krankenhaus müssen oder ob sie am besten einen Telemediziner von DocDirekt kontaktieren.

Das System DocDirekt allein werde dem Anspruch nicht gerecht, Patienten in die richtige Art der Versorgung zu steuern, erläuterte er. Ende März 2020 läuft das Projekt aus, dann muss der Videodienstleister neu ausgeschrieben werden. Wie genau es weitergeht, ist noch nicht entschieden.

Das bundesweit erste Projekt zur ärztlichen Fernbehandlung war am 16. April 2018 an den Start gegangen. Zunächst war es auf Stuttgart und Tuttlingen begrenzt, ist aber im Oktober 2018 auf ganz Baden-Württemberg erweitert worden.

Geringes Interesse

Die Inanspruchnahme ist nach wie vor eher gering. Im Schnitt gehen zwischen 400 und 500 Anrufe pro Monat ein, 100 Patienten werden von den Medizinischen Fachangestellten im Callcenter an einen Arzt zur Beratung per Telefon, Chat oder Videocall vermittelt.

Die KVBW nutzt bei DocDirekt die Kommunikationsplattform des Unternehmens Teleclinic. „Wir arbeiten inzwischen mit 40 niedergelassenen Teleärzten“, berichtete Lingen. Allgemeinmediziner und Kinderärzte sind für die telemedizinische Beratung geschult worden. Patienten können sich per App, über das Internet oder das Telefon an das Callcenter wenden.

„Der durchschnittliche Nutzer ist männlich, 45 Jahre alt, leidet an Magen-Darm-Beschwerden, ist bei der AOK versichert und meldet sich mittwochs um 9 Uhr per Chat.“ Der Chat ist nach Angaben des KV-Geschäftsführers mit einem Anteil von 52 Prozent die häufigste Form der Kontaktaufnahme. Knapp 25 Prozent nutzen das Internet, 23 Prozent das Telefon.

Ab November dieses Jahres wird es den DocDirekt-Ärzten zumindest in Stuttgart und Tuttlingen möglich sein, auf elektronischem Weg Arzneimittel zu verordnen. Denn in den beiden Städten wird als Teil von DocDirect der „Geschützte e-Rezeptdienst der Apotheken“ (GERDA) des Landesapothekerverbands und der Landesärztekammer erprobt. „Erstmals kann man dann das elektronische Rezept ausstellen“, sagte Lingen.

Mehr zum Thema
Das könnte Sie auch interessieren
Wie patientenzentriert ist unser Gesundheitssystem?

© Janssen-Cilag GmbH

Video

Wie patientenzentriert ist unser Gesundheitssystem?

Höhen- oder Sturzflug?

© oatawa / stock.adobe.com

Zukunft Gesundheitswesen

Höhen- oder Sturzflug?

Patientenzentrierte Versorgung dank ePA & Co?

© MQ-Illustrations / stock.adobe.com

Digitalisierung

Patientenzentrierte Versorgung dank ePA & Co?

Verschiedene Gesichter

© Robert Kneschke / stock.adobe.com / generated with AI

Seltene Erkrankungen

GestaltMatcher – Per Gesichtsanalyse zur Orphan Disease-Diagnose

Künstliche Intelligenz gilt auch in der Medizin als Schlüsseltechnologie, mit deren Hilfe zum Beispiel onkologische Erkrankungen stärker personalisiert adressiert werden könnten.

© Kanisorn / stock.adobe.com

EFI-Jahresgutachten 2024 übergeben

KI: Harter Wettbewerb auch in der Medizin

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen
Lesetipps
Ulrike Elsner

© Rolf Schulten

Interview

vdek-Chefin Elsner: „Es werden munter weiter Lasten auf die GKV verlagert!“