Organspenden

Ärzte in NRW wollen die bayerische Lösung

In Bayern werden Transplantationsbeauftragte freigestellt. Gegen den Trend ist dort die Zahl der Organspenden gestiegen.

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KÖLN. Die Ärztekammern Nordrhein (ÄKNo) und Westfalen-Lippe (ÄKWL) machen sich dafür stark, dass in Nordrhein-Westfalen die Transplantationsbeauftragten an den Kliniken von Routinearbeiten freigestellt werden. Sie hoffen, dass sich damit die Zahl der Organspenden im bevölkerungsreichsten Bundesland erhöhen lässt.

ÄKNo und ÄKWL orientieren sich an dem Vorbild Bayerns. Im Freistaat werden die Transplantationsbeauftragten seit dem vergangenen Jahr freigestellt. Entgegen dem bundesweiten Negativtrend hat die Zahl der gespendeten Organe in Bayern im Jahr 2017 deutlich zugelegt.

"Ich trete für die ‚bayerische Lösung‘ ein, da sie den komplexen Aufgaben der Transplantationsbeauftragten im Organspendeprozess besser Rechnung trägt", sagte ÄKNo-Präsident Rudolf Henke. Damit die Ärzte ihre Aufgaben umfänglich erledigen könnten, brauche es verbindliche Regelungen zu ihrer Freistellung und Honorierung.

In NRW gab es im vergangenen Jahr nur 146 Organentnahmen. Zum Vergleich: 2012 waren es noch 231. Die Überlastung der Transplantationsbeauftragten ist nach Einschätzung von ÄKNo, ÄKWL und dem NRW-Gesundheitsministerium ein Grund für diese Entwicklung.

"Die Transplantationsbeauftragten in den Kliniken werden vielfach in der Durchführung ihrer speziellen Arbeit eingeschränkt", sagte ÄKWL-Präsident Dr. Theodor Windhorst anlässlich eines Erfahrungsaustauschs der Kammern und des Ministeriums mit den Transplantationsbeauftragten. "Ihr Engagement wird behindert durch hohes Arbeitsaufkommen und Zeitmangel, die fehlende Akzeptanz innerhalb des Krankenhauses oder die Tatsache, dass sie für ihre Organspende-Tätigkeit nicht freigestellt werden", so Windhorst. Er findet es bezeichnend, dass von 340 eingeladenen Transplantationsbeauftragten gerade einmal 18 an dem Austausch teilgenommen haben.

Allen sei klar, dass das Thema Organspende und Transplantation weiterhin viele Verbündete, Öffentlichkeit und breite gesellschaftliche Unterstützung braucht, sagte NRW-Staatssekretär Edmund Heller. "Allerdings wissen wir auch, dass in der Frage der Identifizierung von Organspendern das Krankenhaus der wichtigste Ort ist." Die Transplantationsbeauftragten tragen seiner Meinung nach eine besondere Verantwortung. "Deshalb brauchen und verdienen sie jede Unterstützung für ihre schwierige Aufgabe", betonte Heller.

Als eine Maßnahme, um die Zahl der Organspenden zu erhöhen, haben ÄKNo und ÄKWL alle Neurologen in Nordrhein-Westfalen angeschrieben, um sie für eine konsiliarärztliche Tätigkeit bei der Hirntod-Diagnostik zu gewinnen. Bei rund 20 Ärztinnen und Ärzten hatte ihr Werben Erfolg. Sie stehen jetzt insbesondere kleinen Häusern ohne neurologische Abteilung für die Feststellung des irreversiblen Hirnfunktionsausfalls zur Verfügung. Die Deutsche Stiftung Organtransplantation wird ihren Einsatz koordinieren. (iss)

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