"Ein unfassbarer Skandal"

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"Ein unfassbarer Skandal"

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BERLIN (dpa/eb). Immer mehr niedergelassene Ärzte nehmen nach Einschätzung von Patientenvertretern und Medizinern Geld für die Einweisung ihrer Patienten in Krankenhäuser. "Dass niedergelassene Ärzte von Krankenhäusern Prämien für die Einweisung von Patienten erhalten, ist ein unfassbarer Skandal", kritisierte der Vorstand der Patientenschutzorganisation Deutsche Hospiz Stiftung, Eugen Brysch, am Montag in Berlin diese Praxis.

"Das sind nicht mehr nur Einzelfälle wie vor zwei oder drei Jahren", sagte der Präsident der Deutschen Krankenhausgesellschaft, Rudolf Kösters, der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" (Montag). Die Deutsche Gesellschaft für Urologie (DGU) hatte auf die Probleme der Zuweiserpauschalen aufmerksam gemacht (wir berichteten). Vor allem in Ballungsräumen sei die Konkurrenz unter den Kliniken groß, so die DGU. Die Häuser versuchten zunehmend, Ärzte für Patienten mit bestimmten Diagnosen zu bezahlen.

Krankenhäuser ließen sich die Einweisung eines Patienten, der eine neue Hüfte bekommt, bis zu 1000 Euro kosten, berichtete die Zeitung unter Berufung auf Krankenkassen. Die umstrittene Praxis gehe quer durch alle Fächer. Ärztepräsident Jörg-Dietrich Hoppe sagte, Geld für eine Einweisung zu nehmen, sei "total verboten". Doch die Medizin sei in hohem Maß kommerzialisiert. "Da halten die Ehrenkodexe nicht mehr." Brysch betonte: "Die Opfer solcher Machenschaften sind in erster Linie die Schwerstkranken und Sterbenden." In ihren letzten Lebensmonaten würden sie im Schnitt fünf Mal zwischen Pflegeheim und Krankenhaus hin und her überwiesen. "Jetzt kommt heraus, wie sehr sich das für die niedergelassenen Ärzte lohnt", kritisierte Brysch.

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