Schnelle Hilfe bei Katastrophen

Unter dem Eindruck des Kosovo-Krieges haben sich bayerische Apotheker zur aktiven Unterstützung Hilfsbedürftiger verpflichtet gesehen. Fast zehn Jahre währt nun schon ihr besonderes Engagement.

Von Pete Smith Veröffentlicht:

Ob in Birma ein Zyklon übers Land fegte, in Peru die Erde bebt, in Togo Menschen an Aids oder in Niger an Hunger sterben - überall hat das Bayerische Hilfswerk der Apotheker schon die Not der Betroffenen gelindert. "Wir sind eine Hilfsorganisation der ersten Stunde", sagt Gerhard Reichert, der das Hilfswerk der Apotheker 1999 gegründet hat. So gelang es den bayerischen Apothekern in Birma nach der

Effektive Hilfe dank guter Kontakte zu Einheimischen

Wirbelsturmkatastrophe vor knapp zwei Jahren trotz Behinderung durch die Militärregierung schon bald, drei Millionen Wasserentkeimungstabletten ins Land zu bringen. Einheimische Helfer verteilten die Güter. Hierbei kamen dem Hilfswerk jene Kontakte zugute, die man bei vorausgegangenen Katastrophen geknüpft und seither gepflegt hatte.

Das Hilfswerk wird vom Bayerischen Apothekerverband (BAV) und der Bayerischen Landesapothekerkammer getragen. Gegründet wurde die Organisation am 28. April 1999 unter dem Eindruck des Kosovo-Krieges. In der Satzung schrieb man damals die Ziele fest, denen sich die Beteiligten auch heute noch verpflichtet fühlen: die Unterstützung Hilfsbedürftiger in Krisengebieten, bei Naturkatastrophen, Krankheit oder Armut. Zu diesem Zweck werden den Betroffenen in erster Linie aus Spenden finanzierte Arznei- und Verbandmittel, Krankenpflegeartikel und medizinisches Gerät zur Verfügung gestellt.

Vor kurzem hat der Vorstand beschlossen, die Satzung zu erweitern. In Zukunft will der Verein über die Medikamentenhilfe hinaus Maßnahmen zur Verbesserung der Infrastruktur, Prävention und Diagnose von Krankheiten fördern. Das spiegelt sich auch in der Namensänderung wider, die bei der Mitgliederversammlung Mitte Dezember 2008 beschlossen wurde: Ab sofort ist der Name der Organisation "Apotheker helfen e. V. - Hilfswerk der Bayerischen Apotheker". Neuer Vorsitzender ist der Apotheker Thomas Benkert, 2. Vorsitzender sein Kollege Dr. Hans-Peter Hubmann. Besiegelt wurde auch eine neue Partnerschaft: Sechs Ärzte haben sich bereit erklärt, in Katastrophengebieten ehrenamtlich für das Hilfswerk tätig zu sein.

Keimzelle des Hilfswerks ist und bleibt das umfangreiche Arzneimittellager im Apothekerhaus in München. Im Bedarfsfall können von hier aus innerhalb weniger Stunden Medikamente nach Standards der WHO zusammengestellt, zum Flughafen gebracht und in die betroffenen Länder transportiert werden. Möglich ist das nur dank des ehrenamtlichen Engagements vieler Vereinsmitglieder sowie der großen Spendenbereitschaft der Apotheker. Aber nicht nur Katastrophenhilfe leisten die bayerischen Apotheker und ihre Helfer. Sie unterhalten auch langfristige, auf Nachhaltigkeit angelegte Projekte.

In Togo wurde erfolgreich ein Buschkrankenhaus aufgebaut

Ein Beispiel hierfür ist das kleine Buschkrankenhaus in einem abgelegenen Ort in Togo nahe der Grenze zu Ghana, das vom Hilfswerk vor einem Jahr aufgebaut wurde. Innerhalb von zwölf Monaten habe man dort über 1000 Patienten helfen können, berichtete der Geschäftsführer des Hilfswerks, Dr. Gerhard Gensthaler. Seit der Einweihung hätten dort dreißig Frauen unter fachkundiger Betreuung einer Hebamme gesunde Kinder zur Welt gebracht, was in einem abgelegenen Ort wie diesem nicht selbstverständlich sei. Denn bislang mussten die Schwangeren zwölf Kilometer zu Fuß zurücklegen, um eine Hebamme aufzusuchen, der nächste Arzt ist noch weiter entfernt.

Auch künftig wollen die bayerischen Apotheker schnelle, effektive und nachhaltige Hilfe leisten. Den Vereinszielen gemäß hat man zum zehnjährigen Bestehen in diesem Jahr daher auch nicht vor, sich in erster Linie selbst feiern, sondern man will das Jubiläum nutzen, um mit Hilfe einer Benefizveranstaltung Geld für weitere Aktionen zu sammeln.

Fakten & Zahlen

Infos über das Hilfswerk der Bayerischen Apotheker erteilt Dr. Gerhard Gensthaler, Tel.: 0 89 - 71 05 67 82, Fax: 0 89 - 71 05 67 83, hilfswerk@bav-bayern.de, www.hilfswerk-bayern.de

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