Einzelverträge bleiben ein hartes Geschäft

Fast keine Krankenkasse verzichtet auf Verträge zur Integrationsversorgung, zur hausarztzentrierten oder besonderen ambulanten Versorgung. Dass diese Verträge einen Mehrwert bedeuten, wird vermutet - der präzise Nachweis eines zusätzlichen Nutzen ist jedoch schwierig.

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Charakteristisch für die Qualität der noch jungen Vertragsformen ist eine Aussage von Dr. Johannes Vöcking, dem Vorstandsvorsitzenden der Barmer Ersatzkasse: "Ich will nicht über unseren Hausarzt-Vertrag reden - das gehört zu unseren Geschäftsgeheimnissen. Andere würden das auch nicht tun, wenn sie einen Fehler machen." Generell gelte nämlich immer noch, dass die Krankenkassen für ärztliche Behandlung bezahlen, nicht jedoch für Leistung und Erfolg. Das Ziel müsse aber sein, die Vergütung auch der Ärzte stärker am Erfolg zu orientieren.

Die Möglichkeiten einer einzelnen Krankenkasse, auch einer großen, seien heute noch beschränkt. Etwa acht Prozent des Leistungsvolumens werden heute in Eigenverantwortung einer Kasse definiert - 92 Prozent sind kollektiv auf der Verbandsebene vereinbart. Vöcking hält es für möglich, den Anteil der selbst verantworteten Verträge zu verdoppeln. Nach seiner Einschätzung wird es daher bei einem Nebeneinander von Kollektiv- und Selektivverträgen bleiben.

Einzelverträge mit Krankenhäusern hält Vöcking bei elektiven, also planbaren Leistungen für möglich. Das erfordere aber einige Sensibilität. Auch Peter Rowohlt von der DAK sieht das so: Werde die Zahl von Vertragspartnern zu gering gewählt, könnten Versorgungsmonopole entstehen. Außerdem gerate die Akut- und Notfallversorgung in Gefahr, die weiter im Kollektivvertragssystem sichergestellt werden müsse. Deshalb spreche vieles dafür, Einzelverträge auf Ballungsregionen und die Hochleistungsmedizin zu konzentrieren.

Rowohlt wie auch der Chef der Kaufmännische Krankenkasse Ingo Kailuweit sehen allerdings durchaus die Chance, dass Krankenkassen medizinische Leistungen und deren Organisation gestalten können: Behandlungsprozesse können beschleunigt werden, etwa durch Case-Management, mit dem auch Sektorengrenzen überwunden werden. Die Vertragspartner übernehmen Qualitäts- und Ergebnisverantwortung und können auch an Versorgungsforschung beteiligt werden.

Mit innovativen Versorgungsmodellen können Krankenkassen bei ihren Versicherten Profil gewinnen. Im Zusammenhang mit dem Gesundheitsfonds und der Erhebung der Gesundheitsprämie kann das von Bedeutung sein, wie Dr. Robert Paquet auf der Basis einer Versichertenumfrage des BKK-Bundesverbandes festgestellt hat: Ob Versicherte nämlich eine Kasse wechseln, hängt nicht nur von der Höhe des Beitrags, sondern auch vom Leistungsangebot einer Kasse ab. (HL)

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