Intensive Blutzuckereinstellung bei Typ-2-Diabetes ist besonders früh nötig

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Kein Laissez-faire in den ersten Diabetes-Jahren!

Von Ellen Jahn

Bei aller Verunsicherung über die Daten der großen Studien ACCORD, ADVANCE und VADT steht für Dr. Andreas Liebl aus Bad Heilbrunn fest: Eine intensive Blutzuckereinstellung ist zur Vermeidung von Gefäßkomplikationen in den ersten Jahren der Typ-2-Diabetes-Erkrankung dringend nötig. Besonders in der Frühphase profitieren Patienten von einer normnahen Blutzuckereinstellung, hieß es bei einer Veranstaltung von Novo Nordisk beim Kongress in Wiesbaden.

Blutzuckerselbstkontrolle an der Fingerbeere.

Blutzuckerselbstkontrolle an der Fingerbeere.

© Foto: medicalpicture

Dies belegen Subgruppenanalysen: So lässt die kardiovaskuläre Ereignisrate im Verhältnis zur Diabetesdauer anhand der VADT-Daten erkennen, dass eine intensivierte Therapie bei Patienten mit wenigen Diabetesjahren zur Senkung des kardiovaskulären Risikos beiträgt. Ähnliche Rückschlüsse lassen Subgruppenanalysen in der ACCORD-Studie sowie die Follow-up-Daten der STENO- und der UKPDS-Studie erkennen.

Eine aggressive Diabeteseinstellung im fortgeschrittenen Stadium und bei Herz-Kreislauf-Komplikationen dürfte eher schaden. Zumal schwere Hypoglykämien - in VADT mit einem vierfach erhöhten Sterberisiko hochsignifikant assoziiert - zunehmend kritisch betrachtet werden. Somit folgerte Liebl: "Eine normnahe Diabeteseinstellung muss frühzeitig erfolgen und zwar so, dass schwere Hypoglykämien und stärkere Gewichtszunahme vermieden werden". Dem tragen die neuen evidenzbasierten Leitlinien der Deutschen Diabetes Gesellschaft für die Therapie bei Typ-2-Diabetes Rechnung.

Zum Erreichen des HbA1c-Ziels von 6,5 Prozent kann von Anfang an Metformin eingesetzt werden. Nach maximal zwei oralen Antidiabetika ist die ergänzende Insulintherapie indiziert. Als einfachen Einstieg empfiehlt Dr. Marcel Kaiser aus Frankfurt am Main zehn Einheiten Insulindetemir abends zur oralen Therapie. Die weitere Dosis orientiert sich am Nüchternblutzucker und ist von den Patienten schrittweise leicht zu steigern. Im Vergleich zu NPH-Insulin hat Insulindetemir einen Gewichtsvorteil. In der Dreimonats-Praxisstudie PREDICTIVE nahmen 2377 Diabetiker unter Insulindetemir sogar durchschnittlich 0,7 kg ab.

ACCORD: Action to Control Cardiovascular Risk in Diabetes: NEJM 358, 2008, 2545; ADVANCE: Action in Diabetes and Vascular disease Preterax and Diamicron-MR Controlled Evaluation: NEJM 358, 2008, 2560; VADT: Veteran Affairs Diabetes Trial: 360; 2009, 129; STENO: NEJM 358, 2008, 580; UKPDS: N Engl J Med 2008, 359

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