KOMMENTAR
Kontrollwunsch schürt Misstrauen
"Nie mehr embryonale Stammzellen, Forscher schaffen Durchbruch." So werden Ergebnisse der Stammzellforschung bei der Reprogrammierung adulter Zellen mitunter in den Medien zugespitzt. Vereinfachen und Zuspitzen sind journalistische Stilmittel, die letztlich auch den Wissenschaftlern nützen. Denn so werden ihre Forschungsergebnisse der Öffentlichkeit zugänglich gemacht.
Das Risiko für Wissenschaftler (und Medien): Beim Transfer komplexer Forschungsergebnisse in eine allgemein verständliche Sprache können Fehler auftreten. Führende Stammzellforscher haben jetzt deswegen den deutschen Medien Vorwürfe gemacht: Es würden zu schnell Schlussfolgerungen gezogen, die letztlich so nicht richtig seien. Besonders bei gesellschaftlich umstrittenen Themen wie der embryonalen Stammzellforschung. Auf solche Stammzellen könne aber nun mal auf längere Sicht eben nicht verzichtet werden.
Stammzellforschung ist ein hoch komplexer Bereich. Davon zeugen Begriffe wie "induzierte pluripotente Stammzellen". Und: Selbst die Forscher räumen ein, nicht genau zu wissen, was Pluripotenz eigentlich ist. Die Forderung, dass sich Journalisten verpflichten, Texte zu komplexen Sachverhalten genehmigen zu lassen, wird daran nichts ändern. Sie schürt eher Misstrauen. Freiheit und Offenheit sind Wissenschaft und Journalismus gemein. Der Wunsch nach Kontrolle sollte beiden fremd sein.