Armschmerzen durch Takayasu-Arteriitis

Sämtliche Gefäßabgänge aus dem Aortenbogen waren bei einer 41-jährigen Frau erheblich verengt. Es lag eine seltene Arteriitis vor, deren Ursachen noch weitgehend unbekannt sind.

Dr. Thomas MeißnerVon Dr. Thomas Meißner Veröffentlicht:

 Die Angiografie zeigt  hochgradige Stenosen  des  Truncus  brachiocephalicus,   der  A. carotis interna  links  sowie  der  A. subclavia links.

BERLIN. Die Patientin stellte sich mit zunehmenden belastungsabhängigen Schmerzen des rechten Armes im Deutschen Herzzentrum Berlin vor. Verbunden waren diese Schmerzen bei der ansonsten fit erscheinenden Frau mit Schwindel, berichten Dr. Christopher Schneeweis und seine Kollegen von der Klinik für Innere Medizin (Der Kardiologe 3, 2009, 47).

Blutdruckwerte an beiden Armen sehr unterschiedlich

Bereits zehn Jahre zuvor hatte sie unter Arthralgien, Fieber und Leistungsschwäche gelitten, deren Ursachen nicht geklärt werden konnten. Die Symptome waren damals nach etwa einem halben Jahr spontan verschwunden.

Jetzt fiel eine deutliche Differenz der Blutdruckwerte bei der Messung am rechten (85/54 mmHg) und linken Arm (125/65 mmHg) auf, der tastbare Puls war rechts abgeschwächt. Die Routine-Laborwerte erschienen weitgehend unauffällig.

Die Angiografie unter dem Verdacht eines Steal-Phänomens der Subklavia erbrachte schließlich den Befund einer 90-prozentigen Stenose der linken Arteria carotis interna, einer 75-prozentigen Stenose der linken Arteria subclavia sowie schließlich einer 75-prozentigen Stenose des Truncus brachiocephalicus. Letzteres erklärt die Claudicatio des rechten Armes, die Blutdruckdifferenz sowie die von früher bekannten Fieberschübe und Arthralgien. Denn dies sind, zusammen mit dem Alter der Patientin, wesentliche Kriterien, die für eine Takayasu-Arteriitis sprechen.

Duplexsonografie  der  linken  A. carotis  communis ein Jahr nach der Dilatation. Der Blutfluss hat sich weitgehend normalisiert. Fotos (2): Dr. Christopher Schneeweis

Die Takayasu-Arteriitis ist eine vermutlich durch Autoimmunprozesse getriggerte chronische Gefäßentzündung. Sie führt zu Gefäßstenosen und Aneurysmen. Betroffen sind fast ausschließlich Frauen im zweiten und dritten Lebensjahrzehnt.

Es seien asymptomatische Verläufe bekannt, aber auch vital bedrohliche Komplikationen wie Schlaganfälle und Herzinfarkte sowie Komplikationen wie die renovaskuläre Hypertonie und Angina intestinalis, so Schneeweis.

Glukokortikoide bilden die Basistherapie

In Deutschland wird von einer Erkrankungshäufigkeit von 0,4 pro einem Million Einwohner ausgegangen. Basistherapie ist die Behandlung mit Glukokortikoiden, gegebenenfalls in Kombination mit Methotrexat. Bei der betroffenen Frau in Berlin waren jedoch die laborchemischen Entzündungsmarker nur minimal erhöht, weshalb die Kardiologen die Erkrankung als in Remission befindlich einstuften.

Die Berliner Kardiologen verzichteten auf die immunsuppressive Therapie, die Stenosen dehnten sie per Angioplastie auf und setzten Stents ein. Auch ein Jahr nach der Behandlung ging es der Frau gut. In der Zwischenzeit war ausgeschlossen worden, dass weitere arterielle Gefäße betroffen waren.

Diagnose einer Takayasu-Arteriitis

Die Diagnose einer Takayasu-Arteriitis ist wahrscheinlich, wenn mindestens drei der folgenden sechs Kriterien zutreffen:

  • Beginn der Erkrankung vor dem 40. Lebensjahr,
  • Claudicatio der Extremitäten (besonders der Arme),
  • verminderte Pulsation der Brachialarterien,
  • Differenz zwischen den Blutdruckwerten beider Arme von mehr als 10 mmHg,
  • Strömungsgeräusch über der Arteria subclavia oder der abdominellen Aorta bei den betroffenen Patienten,
  • arteriografische Verlegung oder Verschluss der gesamten Aorta, ihrer Hauptäste oder von großen Arterien der oberen und unteren Extremitäten ohne sonstige Ursachen.(ner)
Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

Eine schwierige Entscheidung

Schlaganfall: Das sind Grenzfälle der Thrombolyse

Zusätzlich zu Arztneimitteln

Stumme Karotisstenose: Lohnt sich die Revaskularisation?

„Das Blatt wendet sich“

RAS-Blocker präoperativ eher nicht absetzen?

Das könnte Sie auch interessieren
Grippeschutz in der Praxis – Jetzt reinhören!

© DG FotoStock / shutterstock

Update

Neue Podcast-Folgen

Grippeschutz in der Praxis – Jetzt reinhören!

Anzeige | Viatris-Gruppe Deutschland
Herz mit aufgemalter Spritze neben Arm

© Ratana21 / shutterstock

Studie im Fokus

Herz-Kreislauf-Erkrankungen: Prävention durch Influenzaimpfung?

Anzeige | Viatris-Gruppe Deutschland
Junge Frau spricht mit einer Freundin im Bus

© skynesher | E+ | Geytty Images

Update

Impflücken bei Chronikern

Chronisch krank? Grippeimpfung kann Leben retten

Anzeige | Viatris-Gruppe Deutschland
Innovationsforum für privatärztliche Medizin

© Tag der privatmedizin

Tag der Privatmedizin 2025

Innovationsforum für privatärztliche Medizin

Kooperation | In Kooperation mit: Tag der Privatmedizin
Klaus Reinhardt, Präsident der Bundesärztekammer und Vizepräsident der Ärztekammer Westfalen-Lippe, hofft, dass das BMG mit der Prüfung des Kompromisses zur GOÄneu im Herbst durch ist (Archivbild).

© picture alliance / Jörg Carstensen | Joerg Carstensen

Novelle der Gebührenordnung für Ärzte

BÄK-Präsident Reinhardt: Die GOÄneu könnte 2027 kommen

Kommentare
Sonderberichte zum Thema
Abb. 2: Schneller Wirkeintritt von Naldemedin im Vergleich zu Placebo in den Studien COMPOSE-1 und COMPOSE-2

© Springer Medizin Verlag GmbH, modifiziert nach [15]

Opioidinduzierte Obstipation

Selektive Hemmung von Darm-Opioidrezeptoren mit PAMORA

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Viatris-Gruppe Deutschland (Mylan Germany GmbH), Bad Homburg v. d. Höhe
Abb. 1: Risikoreduktion durch Bempedoinsäure gegenüber Placebo in der CLEAR-Outcomes-Studie für den primären 4-Komponenten-Endpunkt (A) und den sekundären 3-Komponenten-Endpunkt (B) stratifiziert nach Diabetes-Status

© Springer Medizin Verlag

Diabetes mellitus

Bempedoinsäure: Benefit für Hochrisiko-Kollektive

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Daiichi Sankyo Deutschland GmbH, München
Mirikizumab wirksam bei Colitis ulcerosa und Morbus Crohn

© Oleh / stock.adobe.com

Zielgerichtete Interleukin-23p19-Inhibition

Mirikizumab wirksam bei Colitis ulcerosa und Morbus Crohn

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Lilly Deutschland GmbH, Bad Homburg v.d.H.
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Übersichtsarbeit zu Grippeimpfstoffen

Influenza-Vakzinen im Vergleich: Nutzen und Risiken

Lesetipps
Sieht lecker aus und schmeckt — doch die in Fertigprodukten oft enthaltenen Emulgatoren wirken proinflammatorisch. Ein No-Go für Patienten mit chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen.

© mit KI generiert / manazil / stock.adobe.com

Emulgatoren in Fertigprodukten

Hilfreich bei Morbus Crohn: Speiseeis & Co. raus aus dem Speiseplan!