Low-Dose-ASS bei Gicht

Je lower, desto riskanter

Müssen Patienten mit Gicht auch noch ASS einnehmen, steigt ihr Risiko für Anfälle - und zwar, je geringer die Dosis ist.

Veröffentlicht:
Alle Gelenke intakt?

Alle Gelenke intakt?

© Bergringfoto / fotolia.com

BOSTON. Gichtpatienten, die niedrig dosierte Acetylsalicylsäure (ASS) einnehmen, verdoppeln in etwa ihr Risiko, Gichtanfälle zu erleiden. Das hat eine US-Studie ergeben, an der mehr als 700 Patienten mit Urikopathie beteiligt waren.

Forscher der Boston University School of Medicine hatten die Probanden über das Internet rekrutiert. Die Teilnehmer füllten ein Jahr lang in dreimonatigem Abstand und jedes Mal nach einer Gichtattacke einen Fragebogen aus, in dem sie unter anderem Auskunft darüber gaben, ob und wie viel ASS sie eingenommen hatten.

Relevant waren dabei die zwei Tage vor der Attacke beziehungsweise entsprechende Kontrolltage in der anfallsfreien Zeit (Ann Rheum Dis 2013; online 23. Januar).

Insgesamt griffen 43,5 Prozent der Studienteilnehmer zu ASS. Die Dosierung lag dabei in 98,5Prozent der Fälle unter 1000 Milligramm pro Tag. 40,5 Prozent der ASS-Konsumenten erreichten eine Tagesdosis bis 325 mg, 23,1 Prozent nahmen täglich maximal 81 Milligramm ein.

In der Auswertung von mehr als 1000 Gichtattacken zeigte sich, dass die Gefahr von Anfällen unter ASS stieg, und zwar umso mehr, je niedriger die eingenommene Dosis lag.

Harnsäurespiegel kontrollieren

Wer an zwei Tagen hintereinander jeweils bis zu 100 Milligramm geschluckt hatte, erhöhte sein Risiko für einen Gichtanfall um 94 Prozent. Im Bereich von 101 bis 500 Milligramm stieg die Gefahr um 64 Prozent, bei Dosierungen zwischen 501 und 999 mg um 55 Prozent - immer im Vergleich zu zwei ASS-freien Kontrolltagen.

Dass höhere Dosierungen von ASS in puncto Podagra weniger riskant sind als niedrige, überrascht nicht. ASS beeinflusst den renalen Harnsäuretransport über das Transportprotein URAT1 je nach Konzentration auf unterschiedliche Weise. Das führt dazu, dass niedrige ASS-Dosen Harnsäure retinierend, Dosierungen von mehr als 3 Gramm hingegen urikosurisch wirken.

Besonders drastisch stieg das Anfallsrisiko, wenn die Patienten nicht nur ASS einnahmen, sondern sich zudem noch purinreich ernährten. Auch die gleichzeitige Einnahme von Diuretika erhöhte das Risiko zusätzlich. Eine Allopurinoltherapie neutralisierte den Effekt von ASS naturgemäß.

ASS mit Harnsäuresenkern zu kombinieren, ist auch der Rat, den die Bostoner Wissenschaftler bereithalten. Denn der Verzicht auf Low-Dose-ASS kommt für viele Gichtpatienten - eine kardiovaskulär besonders gefährdete Gruppe - nicht infrage.

Zudem sollte der Harnsäurespiegel kontrolliert werden. Aber dies ist in der Behandlung von Gichtpatienten eigentlich ohnehin selbstverständlich. (rb)

Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

Retrospektive Analyse

Knie-TEP: Bei wem ist das Risiko für Instabilität erhöht?

Das könnte Sie auch interessieren
Grippeschutz in der Praxis – Jetzt reinhören!

© DG FotoStock / shutterstock

Update

Neue Podcast-Folgen

Grippeschutz in der Praxis – Jetzt reinhören!

Anzeige | Viatris-Gruppe Deutschland
Herz mit aufgemalter Spritze neben Arm

© Ratana21 / shutterstock

Studie im Fokus

Herz-Kreislauf-Erkrankungen: Prävention durch Influenzaimpfung?

Anzeige | Viatris-Gruppe Deutschland
Junge Frau spricht mit einer Freundin im Bus

© skynesher | E+ | Geytty Images

Update

Impflücken bei Chronikern

Chronisch krank? Grippeimpfung kann Leben retten

Anzeige | Viatris-Gruppe Deutschland
Innovationsforum für privatärztliche Medizin

© Tag der privatmedizin

Tag der Privatmedizin 2025

Innovationsforum für privatärztliche Medizin

Kooperation | In Kooperation mit: Tag der Privatmedizin
Klaus Reinhardt, Präsident der Bundesärztekammer und Vizepräsident der Ärztekammer Westfalen-Lippe, hofft, dass das BMG mit der Prüfung des Kompromisses zur GOÄneu im Herbst durch ist (Archivbild).

© picture alliance / Jörg Carstensen | Joerg Carstensen

Novelle der Gebührenordnung für Ärzte

BÄK-Präsident Reinhardt: Die GOÄneu könnte 2027 kommen

Kommentare
Sonderberichte zum Thema
SCD-PROTECT-Studie-- Frühe Phase nach Diagnose einer Herzinsuffizienz – deutlich höheres Risiko für den plötzlichen Herztod als in der chronischen Phase.

© Zoll CMS

SCD-Schutz in früher HF-Phase

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: ZOLL CMS GmbH, Köln
Abb. 2: Schneller Wirkeintritt von Naldemedin im Vergleich zu Placebo in den Studien COMPOSE-1 und COMPOSE-2

© Springer Medizin Verlag GmbH, modifiziert nach [15]

Opioidinduzierte Obstipation

Selektive Hemmung von Darm-Opioidrezeptoren mit PAMORA

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Viatris-Gruppe Deutschland (Mylan Germany GmbH), Bad Homburg v. d. Höhe
Abb. 1: Risikoreduktion durch Bempedoinsäure gegenüber Placebo in der CLEAR-Outcomes-Studie für den primären 4-Komponenten-Endpunkt (A) und den sekundären 3-Komponenten-Endpunkt (B) stratifiziert nach Diabetes-Status

© Springer Medizin Verlag

Diabetes mellitus

Bempedoinsäure: Benefit für Hochrisiko-Kollektive

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Daiichi Sankyo Deutschland GmbH, München
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Metaanalyse

Subjektive Krankheitsbelastung bei Krebs prognostisch relevant

Risikofaktoren identifiziert

Für wen könnten Harnwegsinfekte gefährlich werden?

Laterale Ellbogenschmerzen

Diese sechs Kriterien sprechen gegen einen „Tennisarm“

Lesetipps
Übersichtsarbeit: Wie wirken Hochdosis-, rekombinante und mRNA-Vakzinen verglichen mit dem Standardimpfstoff?

© Sasa Visual / stock.adobe.com

Übersichtsarbeit zu Grippeimpfstoffen

Influenza-Vakzinen im Vergleich: Nutzen und Risiken

Eine junge Frau fasst sich an ihren schmerzenden Ellenbogen.

© Rabizo Anatolii / stock.adobe.com

Laterale Ellbogenschmerzen

Diese sechs Kriterien sprechen gegen einen „Tennisarm“

Serotoninkristalle, die ein Muster ergeben.

© Michael W. Davidson / Science Photo Library

Für wen passt was?

Therapie mit Antidepressiva: Auf die Nebenwirkungen kommt es an