KOMMENTAR
Gefährliche und nutzlose Versuche
Offenbar hat die US-Paranoia vor Terrorattacken nun auch das Urteilsvermögen einiger WHO-Experten getrübt. Anders läßt es sich kaum erklären, daß sie Forschern erlauben wollen, mit lebenden Pocken-Viren zu hantieren - und zwar, um Mittel gegen einen Erreger zu entwickeln, den es in der Natur nicht mehr gibt, der aber durch solche Experimente wieder in die Natur gelangen könnte.
Ein Nutzen der Versuche läßt sich nicht erkennen. Denn erstens gibt es allen Verschwörungstheorien zum Trotz keine Hinweise, daß noch Pocken-Viren außerhalb von Labors in den USA und Rußland existieren.
Zweitens gibt es bereits einen wirksamen Pockenschutz: die Impfung. Impfstoffvorräte wurden in vielen Ländern nach dem 11. September 2001 wieder aufgestockt.
Drittens dürfte es schwer fallen, ein Unternehmen zu bewegen, Milliarden in die Entwicklung eines Medikamentes zu stecken, das zur Abwehr einer hypothetischen Gefahr gebraucht wird.
Wer das minimale Risiko eines Pocken-Ausbruchs weiter verringern will, der sollte die noch vorhanden Erreger vernichten. Denn wie Sars-Erkrankungen von Sars-Forschern nahelegen, sind nicht Terroristen die Hauptgefahr für eine Rückkehr des Virus, sondern die Forscher selbst.
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