Aids ist kein Verbrechen
Lassen Sie sich als Arzt regelmäßig gegen Grippe impfen? Falls nicht, landen Sie vielleicht bald im Gefängnis. Denn möglicherweise beschuldigt Sie jemand der fahrlässigen Tötung, wenn Sie mit einer Erkältung in ein Pflegeheim gehen, in dem kurz darauf jemand an Influenza stirbt.
Klingt absurd? Mit einer ähnlichen Begründung hat die Staatsanwaltschaft Darmstadt jetzt eine junge Sängerin hinter Gitter gebracht. Nur dass es dabei nicht um Grippe, sondern um HIV geht. Die Frau soll vor fünf Jahren ihren Partner angesteckt haben, obwohl sie von ihrer HIV-Infektion wusste. Bewiesen ist das aber nicht, und Virologen bezweifeln, dass sich die Ansteckung noch beweisen lässt.
Bewiesen ist aber eines: Es ist heute wieder leicht, HIV-Infizierte zu diskriminieren und zu kriminalisieren. Wenn Staatsanwälte Namen nennend über das Sexualleben einer Beschuldigten reden, wenn der SPD-Abgeordnete Siegmund Ehrmann in "Bild" von ihrem Körper als "Biowaffe" spricht, dann fühlt man sich an Zeiten erinnert, in denen manche Politiker Aidskranke in Lagern internieren wollten. Doch Aids ist kein Verbrechen, sondern eine Krankheit und damit primär ein Fall für den Arzt - nicht für den Staatsanwalt. Das sollte sich inzwischen herumgesprochen haben.
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