Gestagentherapie kann Frühgeburten verhindern

ESSEN (bib). Frühgeborene sind krankheitsanfälliger und häufiger körperlich beeinträchtigt als Reifgeborene. Außerdem machen Frühgeburten 70 Prozent aller Todesfälle bei Neugeborenen aus. Außer einem Screening zum rechtzeitigen Erkennen vaginaler Infektionen und adäquater Therapie kann offenbar auch eine Gestagen-Therapie Frühgeburten vorbeugen.

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Etwa zehn Prozent der Kinder weltweit kommen nach Angaben von Professor Adolf Eduard Schindler von der Essener Universitätsklinik vor der vollendeten 37. Schwangerschaftswoche auf die Welt (Z Geburth Neonatol 208, 2004, 165). Die Tendenz ist leicht steigend, auch in Deutschland.

Bei einem Drittel sind zervikale oder uterine Infektionen die Auslöser. Nach ihnen sollte daher bei Schwangeren gezielt gesucht werden, um rechtzeitig behandeln zu können. Schindler: "Ein Screeningprogramm zur Früherkennung von vaginalen Infektionen hat bereits zu klinischen Erfolgen geführt."

Doch auch mit Hormonen läßt sich die Frühgeburtenrate offenbar wesentlich senken. "Zervikale Reifung und uterine Kontraktionen werden deutlich von endokrinen Funktionen bestimmt", erläutert Schindler. So bewirkt Progesteron-Entzug intrauterine Druckzunahme, macht empfindlicher für Oxytocin und führt zur Weitung des Muttermundes. Daher die Idee, Frauen mit erhöhtem Frühgeburts-Risiko mit Gestagenen zu behandeln.

In einer Doppelblindstudie erhielten 142 Hochrisikoschwangere ab der 24. Schwangerschaftswoche entweder 100 mg Progesteron als Scheidenzäpfchen oder Placebo. Dabei verringerten sich unter der Gestagen-Therapie nicht nur die Gebärmutterkontraktionen. Auch die Frühgeburtenrate war mit 2,7 Prozent mit Verum im Vergleich zu 18,5 Prozent mit Placebo deutlich kleiner.

In mehreren anderen Studien verminderte die intramuskuläre Anwendung von 17-a-Hydroxyprogesteron die Frühgeburtenrate ebenfalls signifikant. So wurden etwa 310 Schwangeren mit Frühgeburten in der Anamnese zwischen der 16. bis zur 36. Schwangerschaftswoche wöchentlich einmal 250 mg des Gestagens oder Placebo injiziert. In der Placebogruppe gebaren 55 Prozent ihr Kind vor der 37. Woche; mit dem Gestagen waren es nur 36 Prozent.

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