Beckentraining und Duloxetin gegen Belastungsinkontinenz

DÜSSELDORF (grue). Als erstes spezifisch gegen Belastungsinkontinenz wirkendes Medikament steht seit einigen Monaten Duloxetin zur Verfügung. Damit läßt sich die Zahl der Inkontinenz-Episoden um mindestens die Hälfte verringern.

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Duloxetin (Yentreve®) ist ein selektiver Serotonin- und Noradrenalin-Wiederaufnahmehemmer, der gezielt die Kontraktilität des quergestreiften Harnröhren-Schließmuskels verbessert. Das führte in den Zulassungsstudien zu einer Verringerung der Rate von Inkontinenz-Episoden um durchschnittlich 52 Prozent innerhalb von vier Wochen. Gleichzeitig verlängerte sich das Miktionsintervall um im Mittel 20 Minuten.

In einer deutschen Studie mit 617 Frauen wurden ähnliche Ergebnisse erzielt, wie Dr. Gert Naumann von der Universität Mainz auf einer Veranstaltung von Boehringer Ingelheim und Lilly in Düsseldorf berichtet hat. Die Frauen waren im Mittel 58 Jahre alt und hatten vor der Behandlung mit durchschnittlich 22 Inkontinenz-Episoden pro Woche eine schwere Belastungsinkontinenz.

Dafür gebe es nun erstmals eine effektive medikamentöse Therapie, sagte Naumann. Unabhängig von der Zahl der Inkontinenz-Episoden sagten 62 Prozent der befragten Frauen, das es ihnen mit Duloxetin besser gehe, was als Zugewinn an Lebensqualität interpretiert werden könne.

Zwar ließ sich in den kontrollierten Studien auch in den Placebo-Gruppen allein aufgrund der Thematisierung der Harninkontinenz und entsprechender Beratung eine gewisse Besserung erzielen. In den Verumgruppen waren die Effekte aber deutlicher. Noch besser sei es, die medikamentöse Therapie mit einem Beckenbodentraining zu kombinieren, sagte der Urologe. Das belegt auch einen vierarmige verblindete Studie mit 201 Frauen.

In der Gruppe der mit Duloxetin plus Training behandelten Frauen verringerte sich die Zahl der Inkontinenz-Episoden um 76 Prozent. Mit einer Duloxetin-Monotherapie betrug die Reduktion 61 Prozent, bei Beckenbodentraining allein 47 Prozent und mit Placebo 43 Prozent. Das unterstreiche erneut den Stellenwert einer intensiven Beratung der Betroffenen, so Naumann.

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