Kaiserschnitt auf Wunsch - nach wie vor riskant

Viele Prominente aus der Film- und Modebranche bringen ihr Baby unter großer Anteilnahme der Öffentlichkeit per Kaiserschnitt zur Welt. Meist liegt jedoch keine medizinische Indikation vor.

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Insgesamt gesehen kommt der "Kaiserschnitt auf Wunsch" allerdings wesentlich seltener vor, als die Diskussion darüber vermuten läßt. Nach den Erfahrungen Bremer Kliniken und Praxen liegt die Häufigkeit zwischen zwei und drei Prozent.

Diese Zahlen nennt der BVF-Landesverband Bremen (Frauenarzt 47, 2006, 12). Die Angaben in der Literatur zum Wunsch-Kaiserschnitt schwanken zwischen 3,8 und mehr als 40 Prozent.

Ein Motiv, warum Eltern immer wieder danach fragen, liegt nach Ansicht der Autoren darin, daß in der Öffentlichkeit der Eindruck entstanden sei, dies bedeute den besseren Geburtsweg. Und es habe sich herumgesprochen, daß die Morbiditäts- und Mortalitätsraten für Mütter und Kinder bei diesem Eingriff deutlich zurückgegangen sind.

Die Autoren der Stellungnahme raten eindeutig von einer Sectio auf Wunsch ab: Trotz aller Fortschritte ist das Mortalitäsrisiko der Mütter bei einem Kaiserschnitt dreifach höher als bei einer vaginalen Geburt. Außerdem müssen sie mit deutlich mehr Schmerzen rechnen, und die verbleibende Narbe macht weitere Operationen schwieriger und risikoreicher.

Einer britischen Studie zufolge ist obendrein das Risiko einer Totgeburt bei einer späteren Schwangerschaft erhöht. Auch das Argument, der Beckenboden werde geschont, trifft nur bedingt zu, denn die größte Belastung stellt dafür die neunmonatige Tragzeit dar. Ob ein "Kaiserschnitt auf Wunsch" für das Kind eine vorteilhaftere Alternative zur spontanen Geburt darstellt, ist nicht durch vergleichende Langzeitstudien belegt. (ars)

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