Bis zu 65 Dezibel

Je lauter das Schnarchen, desto müder am Tag

Schnarchen ist ganz schön erschöpfend: Nicht nur für den Partner, auch für den Schnarcher selbst. Israelische Forscher fanden heraus: Je stärker jemand nachts die Wände zum Vibrieren bringt, umso grösser ist die Müdigkeit am nächsten Morgen.

Von Thomas Müller Veröffentlicht:
Der Partner bekommt das Schnarchen nachts zu spüren, der Schnarcher selbst merkt es am Folgetag.

Der Partner bekommt das Schnarchen nachts zu spüren, der Schnarcher selbst merkt es am Folgetag.

© PantherMedia.com

BEER-SHEVA, ISRAEL Schnarchen nervt nicht nur furchtbar, sondern ist auch ziemlich ungesund. Häufig geht das nächtliche Sägen im Schlafzimmer mit einer Schlafapnoe einher, und die wiederum erhöht das Risiko für kardiovaskuläre Erkrankungen sowie den vorzeitigen Tod.

Letzter ist nicht nur eine Folge solcher Erkrankungen, sondern auch der übermäßigen Tagesmüdigkeit, die exzessive Schnarcher in der Regel befällt: So wird ein erheblicher Anteil schwerer Verkehrsunfälle durch Übermüdung verursacht.

Bei Schlafapnoe ist der Zusammenhang relativ klar, weniger bekannt sind die Folgen des Schnarchens bei Personen ohne Schlafapnoe.

Diese Wissenslücke wollten nun Pneumologen um Dr. Or Kalchiem-Dekel von der Ben-Gurion-Universität in Beer-Sheva schließen. Sie schauten, ob Schnarcher umso müder sind, je lauter sie nachts tönen. Dies ist offenbar der Fall.

Vor allem Männer sind tagsüber müde

Für ihre Untersuchung wählten die Ärzte aus über 2000 Teilnehmern einer Polysomnografie-Studie diejenigen aus, die zwar schnarchten, aber nicht die Kriterien für ein Schlafapnoesyndrom erfüllten.

Dies war für sie dann der Fall, wenn der Apnoe-Hypopnoe-Index (AHI) unter 5 Punkten lag. Bei solchen Personen wurde die Tagesmüdigkeit mit der Epworth Sleepiness Scale (ESS, 0-24 Punkte)) erfasst, zugleich bestimmten die Studienärzte nachts den Schalldruck der akustischen Aussonderungen. Eine exzessive Tagesmüdigkeit wurde als ESS-Wert von 11 oder mehr Punkten definiert.

307 der geeigneten Probanden füllten den ESS-Fragebogen aus, bei einem Drittel (101 Personen) konnten Kalchiem-Dekel und Mitarbeiter eine exzessive Tagesmüdigkeit diagnostizieren. Diese waren häufiger männlich (61 versus 46%) und signifikant dicker (BMI 29 versus 26, Bauchumfang 97 versus 90 cm) als Schnarcher ohne übermäßige Tagesmüdigkeit.

Bei Parametern wie Schlaflatenz, Schlafeffizienz sowie Zahl und Dauer der REM-Perioden gab es hingegen keine deutlichen Unterschiede, wohl aber beim AHI: Dieser war bei den Personen mit Tagesmüdigkeit deutlich höher als bei den Schnarchern ohne (3,2 versus 2,1).

Im Schnitt erreichten die Schnarcher nachts einen maximalen Schalldruckpegel von 46 Dezibel (dB), was dem einer Unterhaltung in normaler Lautstärke in einem Meter Entfernung entspricht. Männer unterschieden sich hier nicht von Frauen. Manche schafften aber auch knapp 65 dB - sie waren damit ähnlich laut wie eine 10 Meter entfernte Straße oder eine etwas weiter entfernte Motorsäge.

Anstrengender Luftwiderstand?

Je lauter jemand schnarchte, umso höher war auch sein AHI. Zudem stieg mit dem nächtlichen Lärm die Tagesmüdigkeit. Bei Personen jenseits der 55 dB wurde im Mittel ein EDSS-Wert von rund 20 Punkten erreicht, der kritische Wert von 11 Punkten wurde bei etwa 48 dB überschritten.

Interessanterweise zeigten sich hier deutliche Unterscheide zwischen den Geschlechtern: Trotz vergleichbarer Lautstärke waren Männer tagsüber deutlich häufiger müde - bei ihnen lag der EDSS-Wert im Schnitt 9 Punkte höher als bei Frauen.

Offenbar scheinen nach diesen Daten auch milde schlafbezogene Atemstörungen, wie sie sich beim Schnarchen Gehör verschaffen, ungünstige Auswirkungen zu haben. Unter lautem Schnarchen leidet also nicht nur der Bettpartner, sondern auch der Schnarcher.

Gründe noch unklar

Die Gründe dafür sind noch recht unklar. Möglicherweise stört der Lärm beim Schnarchen auch ohne Arousal die Schlafqualität, vielleicht ist aber auch der höhere Luftwiderstand auf Dauer anstrengend und ermüdend, spekulieren die israelischen Ärzte. Dann würde das nächtliche Sägen tatsächlich einer körperlich anstrengenden und wenig erholsamen Tätigkeit entsprechen.

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