Baden-Württemberg

Deutlich mehr Lyse in Kliniken mit Stroke Unit

Nach Analyse von Daten aus Krankenhäusern rufen Experten dazu auf: Apoplexie-Patienten konsequent in Stroke Units!

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BERLIN. Eine Studie zur Anwendung der Lyse bei Patienten mit Schlaganfall in Krankenhäusern mit und ohne Stroke Unit hat ergeben, dass Kliniken ohne Stroke Unit diese Therapie deutlich seltener einsetzen. Die Studie wurde von der baden-württembergischen "AG Schlaganfall" in Kooperation mit den Unikliniken Heidelberg und Mannheim veröffentlicht (Neurology" 2016, online 22. April), wie die Deutsche Gesellschaft für Neurologie (DGN) mitteilt. Die Studie zeige auch, dass der Behandlungserfolg um ein Drittel höher liegen könnte, wenn Schlaganfallpatienten konsequent Stroke Units zugewiesen würden und die Lysetherapie fachgerecht erfolgt, so die DGN. Deutschlandweit würden pro Jahr mehrere hundert Patienten profitieren und körperliche Einschränkungen bis hin zur Pflegebedürftigkeit oder Bettlägerigkeit könnten verhindert werden.

Für die Deutsche Schlaganfall-Gesellschaft (DSG) und die Deutsche Gesellschaft für Neurologie (DGN) bestätigen die Studienergebnisse: Akute Schlaganfallpatienten müssen auf zertifizierten Stroke Units behandelt werden. Eine Analyse zur Häufigkeit des Einsatzes der Lysetherapie zeigt nun, dass erhebliche Unterschiede zwischen Krankenhäusern mit und ohne Stroke Unit bestehen. "Analysen haben den Nutzen der Lysetherapie auch in der breiten klinischen Routineanwendung belegt", berichtet Professor Diener und ergänzt: "Die Behandlung auf einer Stroke Unit führt aber über die Lysetherapie hinaus zu einem besseren klinischen Ergebnis bei Schlaganfallpatienten".Seit dem Jahr 2002 arbeitet die baden-württembergische "Arbeitsgruppe Schlaganfall" bei der Geschäftsstelle Qualitätssicherung im Krankenhaus (GeQiK) kontinuierlich an der Verbesserung der Behandlungsqualität. Die AG "Versorgungsforschung in der Neurologie" und deren Kooperationspartner konnten für die Studie auf Daten der GeQiK zurückgreifen, die Infos zur stationären Therapie bei Schlaganfall aller Krankenhäuser des Bundeslandes erhält.

Für die Analyse wurden Daten von Patienten verwendet, die so schnell in der Klinik waren, dass sie potenziell für eine Lysetherapie infrage kamen."Insgesamt kann man feststellen, dass die Zuweisung von Patienten mit einem Schlaganfall in ein Krankenhaus mit einer Schlaganfallstation meist wie gewünscht stattfindet", wird Professor Otto Busse, Geschäftsführer der Deutschen Schlaganfall-Gesellschaft, zitiert. Der Anteil der Patienten mit Lyse sei bereits hoch. Dennoch gibt es größere Unterschiede zwischen Krankenhäusern: "Schlaganfallzentren behandeln etwa 45 Prozent der Patienten, die innerhalb von 4,5 Stunden in der Klinik sind, mit einer Lysetherapie. Dagegen erhalten in Krankenhäusern ohne Stroke Unit nur 13 Prozent der Patientengruppe eine Lyse", fasst Busse zusammen.

Über 17 Prozent der Patienten wurden trotz des "flächendeckenden" Versorgungsplans in Baden-Württemberg in einem Krankenhaus ohne Stroke Unit behandelt. Die Analyse zeige, dass die Lyse-Häufigkeit um ein Drittel gesteigert werden könnte. Dadurch blieben auch mehr Patienten nach einem Schlaganfall Behinderungen erspart, so Busse. Professor Darius Nabavi, Direktor der Neurologischen Klinik des Klinikums Berlin Neukölln und Vorsitzender der Stroke Unit-Kommission der Deutschen Schlaganfall-Gesellschaft leitet aus den Ergebnissen ab: "Akute Schlaganfallpatienten müssen in Krankenhäusern mit Stroke Unit behandelt werden. Es sollte einerseits sichergestellt werden, dass der Rettungsdienst oder Notarzt die Betroffenen nur in Kliniken mit Stroke Unit bringt, andererseits müssen gegebenenfalls die bestehenden Stroke Units vergrößert werden, um die zusätzlichen Patienten aufzunehmen." (eb)

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