Ventile, die an der Schwerkraft die senkrechte Position "merken"

Gravitationsventile, die eine Überdrainage verhindern, und endoskopische Eingriffe als Alternative schildert Professor Uwe Kehler aus Altona.

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Ärzte Zeitung: Was sollte bei einer Shuntanlage beachtet werden?

Professor Uwe Kehler: Am besten geeignet sind Shunts mit Gravitationsventilen. Diese Ventile bewirken, dass nicht zu viel Liquor abläuft, wenn die Patienten längere Zeit stehen. Das funktioniert so ähnlich wie beim iPhone, das auch anhand der Schwerkraft "merkt", ob es senkrecht oder waagerecht gehalten wird. Bei Shunts ohne Gravitationsventil ist die Überdrainage eine häufige Komplikation des Eingriffs. Sie äußert sich unter anderem durch Kopfschmerzen im Stehen. Mit einem Gravitationsventil lässt sich das ganz gut in den Griff kriegen.

Ärzte Zeitung: Gibt es Alternativen zur Shuntanlage?

Kehler: Bei einem Teil der Patienten kann auch mit einem endoskopischen Eingriff ein guter Therapieerfolg erreicht werden. Dabei wird der Boden des dritten Ventrikels zum Subarachnoidalraum hin gefenstert, sodass der Liquor besser abfließen kann. Das erspart den Patienten dann die Anlage des Shunts mit den damit verbundenen Risiken von Shuntentzündungen und Shuntfehlfunktionen.

Ärzte Zeitung: Für welche Patienten kommt ein endoskopischer Eingriff in Frage?

Kehler: Etwa zehn Prozent der Patienten können endoskopisch behandelt werden. Maßgeblich ist vor allem das MRT-Bild.

Der endoskopische Eingriff hat gute Aussichten auf Erfolg bei Patienten, bei denen das Hirnwasser nicht richtig zirkuliert, bei denen es beispielsweise zwischen den Hirnkammern und dem Subarachnoidalraum eine Passagebehinderung gibt. Das Problem ist allerdings, dass wir hier oft auf indirekte Zeichen angewiesen sind. Das braucht viel Erfahrung. (gvg)

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