Auch für ältere Säuglinge ratsam: Schlafsack statt Decke

MÜNSTER (hub). Das Risiko für den plötzlichen Kindstod (SIDS) kann mit einfachen Maßnahmen reduziert werden. Dazu gehört auch, zu verhindern, dass sich das Kind mit dem Kopf in die Decke eingräbt.

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Einfache Maßnahmen schützen den Säugling vor SIDS.

Einfache Maßnahmen schützen den Säugling vor SIDS.

© Foto: Milen Lesemannfotolia.com

Kinder, die an SIDS sterben, werden häufig mit ihrem Kopf unter der Bettdecke gefunden. Wie hoch dieser Anteil ist, war bisher unbekannt. In einer Fall-Kontroll-Studie wurden jetzt Daten von etwa 330 Kindern aus Deutschland ausgewertet, die am plötzlichen Kindtod gestorben waren. Heraus kam: Mehr als jedes vierte so gestorbene Kind wurde mit seinem Kopf unter der Decke aufgefunden (Pediatrics 121, 2008, 1478). Zudem waren die Kinder sehr stark verschwitzt.

Gerade diese Tatsache spreche dafür, dass das Decke-über-den-Kopf-ziehen eine mögliche Ursache für SIDS ist. Bisher wurde vermutet, dass die Kinder in ihrem Todeskampf die Decke über den Kopf ziehen, die Decke also eher Folge als Ursache für den Tod ist.

Dieser Ansicht widersprechen die Forscher um Dr. Mechthild Vennemann von der Uniklinik Münster. Plausibel sei vielmehr, dass durch die Decke die Temperatur steige, da viel Körperwärme über den Kopf abgegeben werde. Durch die Überhitzung des Gehirns und die reduzierte Sauerstoffzufuhr könne es dann zum Tod kommen.

Kinder müssten davor geschützt werden, die Decke über den Kopf zu ziehen, folgern die Forscher. Das gelte auch für ältere Säuglinge. Denn in der Studie war das Alter der an SIDS gestorbenen Kinder mit Decke über dem Kopf im Mittel 30,5 Wochen. Nicht so aufgefundene, an SIDS gestorbene Säuglinge waren im Mittel nur 14 Wochen alt. Die gängigen Empfehlungen zur SIDS-Prävention raten zu Schlafsäcken statt Decken. Dass diese Empfehlung auch für ältere Säuglinge nützlich ist, legt die Studie nahe.

WAS IHRE PATIENTEN WISSEN MÜSSEN

Schutz vor plötzlichem Kindstod (SIDS)

  • Schlafsack benutzen, keine Decke
  • keine Überwärmung, Raumtemperaturen von 16 bis 18°C sind optimal
  • unbedingt rauchfreie Umgebung
  • zum Schlafen das Kind immer auf den Rücken legen
  • eigenes Babybett verwenden, im elterlichen Schlafzimmer aufstellen, so ist das Kind immer in der Nähe
  • kein Schaffell, keine wasserdichten Einlagen, ansonsten wird der Temperaturausgleich verhindert

Mehr Informationen gibt es im Internet: www.schlafumgebung.de

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