Fruchtzucker treibt die Harnsäure hoch

Veröffentlicht:
Oft sind Säfte stark mit Fruchtzucker gesüßt. Das treibt den Harnsäurespiegel nach oben.

Oft sind Säfte stark mit Fruchtzucker gesüßt. Das treibt den Harnsäurespiegel nach oben.

© Foto: Imago

VANCOUVER (hub). Patienten mit familiärem Gichtrisiko machen besser einen Bogen um Getränke, die mit Fruktose gesüßt sind. Denn je mehr solche Getränke konsumiert wurden, desto größer ist das Risiko, an Gicht zu erkranken. Auch wer schon Gicht hat, verzichtet besser auf solche Getränke.

Zu diesem Ergebnis kommt eine prospektive Kohortenstudie mit fast 50 000 Männern. Ausgewertet wurden Daten, die über zwölf Jahre erhoben worden waren. Dabei erkrankten 755 Teilnehmer an Gicht (BMJ online). Die Forscher untersuchten den Zusammenhang von Gicht und dem Konsum fruktosegesüßter Softdrinks. Dabei zeigte sich: Je höher der Verbrauch dieser Getränke lag, desto höher war auch das rechnerische Risiko, Gicht zu bekommen:

  • In der Gruppe, die 3,5 bis 4,5 Softdrinks pro Woche konsumierte, war die Gichtrate 26 Prozent erhöht - im Vergleich zur Gruppe mit weniger als 3,5 Drinks pro Woche.
  • Lag der Konsum der fruktosehaltigen Getränke über 6,5-mal pro Woche, war das Gichtrisiko verdoppelt.

Das heißt, schon ein fruktosegesüßter Softdrink pro Tag verdoppelte die Gichtrate. Das erhöhte Gichtrisiko durch die Getränke war dabei unabhängig von anderen Risikofaktoren wie BMI, Alter, Bluthochdruck, Alkoholkonsum und Ernährung. Diät-Softdrinks, die keine Fruktose, sondern Süßungsmittel enthalten, hatten ebenfalls keinen Einfluss auf das Gichtrisiko.

Ursache des Zusammenhangs ist ein Stoffwechsel-Mechanismus, über den durch die Fruktose vermehrt ATP zu AMP degradiert wird, erläutern die Forscher vom Allgemeinen Krankenhaus in Vancouver. AMP ist ein Vorläufer der Harnsäure. Schon wenige Minuten nach dem Konsum fruktosehaltiger Getränke steigt der Harnsäure-Spiegel im Plasma und anschließend auch im Urin. Durch den Abbau des Purins ATP kurbelt der Körper umgehend die Purinsynthese an. Am Ende steht die Ablagerung von Harnsäurekristallen. Dieser Mechanismus schaukele sich besonders bei Patienten mit Hyperurikämie oder Gicht in der Anamnese auf.

Zumindest für Gicht-Patienten empfehlen die Kollegen, sich wie bisher purinarm zu ernähren und zusätzlich auf fruktosegesüßte Säfte zu verzichten.

STICHWORT

Purine im Web

Purinarme Ernährung ist bei Gicht Pflicht. Eine Übersicht über purinhaltige und purinarme Lebensmittel gibt es beim Verbraucherinformationssystem Bayern im Internet: www.vis.bayern.de - Suchbegriff ist "Purin". Dort können auch Listen als PDF für die Patienten heruntergeladen werden.

Jetzt abonnieren
Mehr zum Thema

Influencer-Marketing für Nahrungsergänzungsmittel

foodwatch beklagt „wilden Westen der Gesundheitswerbung“

Durch Kälte induziert

Braunes Fett: Der Star in der Adipositastherapie?

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Leitartikel

Datenschutz ist zugleich auch Praxisschutz

Netzwerk-Metaanalyse von 139 Studien

Gonarthrose: Viele Optionen, doch nur wenige funktionieren

Lesetipps
Junger Mann mit Schmerzen im unteren Rückenbereich.

© anut21ng Stock / stock.adobe.com

Chronisches Kreuzweh

Studie: Rauchen lässt den Rücken schmerzen

Lungenkrebs so früh wie möglich erkennen und damit die Heilungschancen erhöhen helfen soll das neue Früherkennungsprogramm, das der G-BA beschlossen hat.

© Sascha Steinach / ZB / picture alliance

Beschluss des G-BA

Lungenkrebs-Screening wird Kassenleistung

Schwindel kann viele unterschiedliche Ursachen haben. Mit den richtigen Fragen kommt man aber zur richtigen Diagnose.

© Andrey Popov / stock.adobe.com

BAM-Kongress 2025

Schwindel in der Hausarztpraxis: Fünf Fragen zur Ursachenfindung