Zellisolierung wird als Durchbruch für die deutsche Forschung bewertet

BERLIN (gvg). Die Ende vergangener Woche in Berlin bekannt gewordene Isolierung offenbar pluripotenter, adulter Stammzellen aus menschlichem Drüsengewebe wird von den Wissenschaftlern als großer Durchbruch für die deutsche Stammzellforschung gefeiert.

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Wie über Pfingsten bekannt wurde, gelang es Forschern des Instituts für Biomedizinische Technik der Universität Lübeck in Kooperation mit dem Fraunhofer Institut für Biomedizinische Technik in St. Ingbert (IBMT) zum weltweit ersten Mal, Zellinien aller drei Keimblätter - also des Endo-, Meso- und Ektoderms - aus nicht-embryonalen, menschlichen Zellen zu gewinnen. Mit einem neuen Verfahren, das gerade patentiert wird, wurden diese adulten Stammzellen aus Gewebe der Bauchspeicheldrüse und der Speicheldrüsen isoliert. Unter anderem wurden die Zellen einem 74jährigen Mann entnommen, der wegen einer Pankreaserkrankung operiert werden mußte.

"Das war ein ganz heißes Wettrennen. Die Ergebnisse lagen förmlich in der Luft", so IBMT-Direktor Professor Günter Fuhr im Gespräch mit der "Ärzte Zeitung". Das sei auch der Grund für die ungewöhnliche Entscheidung gewesen, den Erfolg nicht einer der führenden biomedizinischen Zeitschriften anzuvertrauen, sondern des rascher arbeitenden Wissenschaftsjournals "Applied Physics A: Materials Science & Processing".

Den Lübecker Forschern gelang es, die aus dem Drüsengewebe gewonnen Zellen so zu stimulieren, daß sie sich unter anderem zu Muskelzellen, Nervenzellen und Drüsenzellen ausdifferenzierten. Als derartig vielseitig waren bisher ausschließlich embryonale Stammzellen angesehen worden. "Die Gewinnung von Stammzellen aus Speicheldrüsen ist sehr attraktiv, weil damit ein leicht zugängliches Stammzellreservoir zur Verfügung steht", so Fuhr in Berlin.

Um die Forschung mit den neuen Zellreihen zügig bis zur klinischen Anwendung voranzutreiben, haben die Universität Lübeck, das IBMT und die Max-Planck-Institute für Molekulare Biomedizin in Münster und für Biophysikalische Chemie in Göttingen jetzt eine Forschungsallianz geschlossen.

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