Stammzellen aus der Haut werden zur Vorsorge eingefroren

FRANKFURT AM MAIN (nsi). Das Heidelberger Unternehmen TICEBA bietet an, körpereigene Stammzellen aus der Haut für mögliche spätere therapeutische Anwendungen einzufrieren. Da auch Stammzellen Alterungsprozessen unterliegen, gilt: Je früher, desto besser.

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Darauf hat Dr. Markus Frank von der Harvard Medical School in Boston in Massachusetts bei einem Pressegespräch in Frankfurt am Main hingewiesen. Frank ist wissenschaftlicher Berater des Unternehmens. Das Procedere der Stammzell-Entnahme hat bei der Veranstaltung der Arzt Dr. Christoph Ganss erläutert, Geschäftsführer des Unternehmens.

Danach wird ein Quadratzentimeter kleines Stück Haut an einer wenig sichtbaren Körperstelle entnommen, etwa der Innenseite des Oberarms. Es enthält 106 bis 107 Zellen, aus denen sich mit einem Marker 3000 bis 5000 multipotente, adulte Stammzellen isolieren lassen. Den Marker hat Frank entdeckt und charakterisiert: das Protein ABCB5. Zellen mit diesem Protein an der Oberfläche können Studien von Frank zufolge bei einer Blockade des Proteins durch Antikörper mit differenzierten Zellen fusionieren und funktionsfähiges Gewebe neu bilden. Das Protein ABCB5 sei lediglich Marker für die Pluripotenz der Zellen, ohne daß die mit der Methode hergestellten Stammzellpräparationen auf bestimmte Formen der Weiterverwendung beschränkt seien.

Die Stammzellen werden bei - 190 °C kryokonserviert und zunächst für 20 Jahre gelagert. Gewebeentnahme, Präparation und Lagerung kosten nach Angaven von Ganss 2350 Euro. "Zur Zeit gibt es keine klinisch etablierten Anwendungen der Stammzelltherapie", sagte Frank. Das Einfrieren der Zellen sei eine Vorsorge für die Zukunft.

Ob sich die Methode tatsächlich als Vorsorge eignet, beurteilen andere Fachleute eher kritisch. "Wir wissen für viele Anwendungen gar nicht, welche Zellen wir für die Regeneration der gewünschten Gewebe brauchen", sagte Dr. Kai Wollert von der Abteilung Kardiologie und Angiologie der Medizinischen Hochschule Hannover der "Ärzte Zeitung".

Wollert hat mit Professor Helmut Drexler erstmals in einer prospektiven, randomisierten Studie belegen können, daß der Transfer autologer Knochenmarkzellen ins Myokard die linksventrikuläre Auswurffraktion nach Herzinfarkt erhöht. "Wir haben eine Mischpopulation von Zellen verschiedenen Differenzierungsgrades aus Knochenmark übertragen", so Wollert: "Ich halte es für verfrüht, sich für die verschiedenen, denkbaren Anwendungen auf bestimmte Zellpopulationen festzulegen."

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