Bei somatoformen Störungen wirkt Johanniskraut gut
MÜNCHEN (sto). Acht Prozent der Patienten in hausärztlichen Praxen leiden nach Schätzungen unter somatoformen Störungen. Typisch für diese Patienten ist, daß sie über längere Zeit wegen unterschiedlicher organbezogener Symptome zum Arzt gehen und untersucht werden. Dennoch lassen sich für die Beschwerden aber keine organischen Ursachen finden.
Veröffentlicht:Bei solchen Patienten könne auch eine Behandlung mit einem Johanniskraut-Extrakt helfen, berichtete Professor Thomas Müller von der Universität Bochum. So ist bereits vor einigen Jahren in Untersuchungen belegt worden, daß Patienten, die chronische Müdigkeit, Herzklopfen oder Kopf- und Muskelschmerzen haben, gut auf eine Therapie mit Johanniskraut ansprechen.
In einer neuen Studie wurde die Wirksamkeit von 600 mg des Johanniskraut-Extraktes LI 160 (Jarsin®) im Vergleich zu Placebo in einer sechswöchigen Behandlung bei 173 Patienten mit somatoformen Störungen untersucht. Das berichtete Müller bei einer Veranstaltung des Unternehmens Lichtwer in München.
Hauptzielkriterium war die Kombination von insgesamt sechs Wirksamkeitsparametern. Die Auswertung ergab eine statistisch signifikante, klinisch relevante Überlegenheit von Johanniskraut-Extrakt LI 160 im Vergleich zu Placebo. Auch die Einzelauswertung der sechs Parameter habe die Wirksamkeit von LI 160 nach sechswöchiger Behandlung bei Patienten mit somatoformen Störungen belegt, sagte Müller. So verminderten sich die Somatisierungsstörungen mit Johanniskraut deutlich mehr als bei Placebo.
Die Responderrate bei den Patienten, die Johanniskraut erhalten hatten, lag nach Müllers Angaben mit 45 Prozent mehr als doppelt so hoch wie in der Placebo-Gruppe mit 21 Prozent. Bei der Abschlußuntersuchung stellten die Ärzte bei mehr Patienten aus der Johanniskraut-Gruppe als in der Placebo-Gruppe eine Verbesserung fest. Die Besserung der somatoformen Beschwerden war unabhängig davon, ob die Patienten zu Beginn der Behandlung relevante depressive Symptome hatten oder nicht.
Bei den unerwünschten Wirkungen gab es nach Müllers Angaben keine signifikanten Unterschiede zwischen dem Johanniskraut-Extrakt LI 160 und Placebo.