Mit neuartigem Wirkstoff sinkt Lust auf Essen und Rauchen

HANNOVER (hbr). Der Cannabinoid-Rezeptorantagonist Rimonabant kann künftig die medikamentöse Therapie bei Adipositas bereichern. Erste Studienergebnisse belegen: Mit der Substanz ist ein deutlicher Gewichtsverlust möglich. Zudem erleichtert sie den Rauchverzicht.

Veröffentlicht:

Rimonabant unterstützt die Gewichtsabnahme, indem es das körpereigene Cannabinoidsystem beeinflußt. Dieses System greift über CB-1-Rezeptoren im Hirn und in peripheren Organen, besonders im Fettgewebe, in die Regulation des Energiehaushalts ein. Bekanntlich können konsumierte Cannabinoide Appetit und Nahrungsaufnahme stimulieren. Wenn man das System mit Rimonabant blockiert, läßt sich die Nahrungsaufnahme senken, wie Dr. Andreas Hamann von der Uniklinik Heidelberg beim Diabeteskongreß in Hannover gesagt hat.

Wirksamkeit und Verträglichkeit des Wirkstoffs sind jetzt in einer Phase-III-Studie untersucht worden. 1036 Patienten mit einem Body-Mass-Index zwischen 27 und 40 kg/m², im Mittel 34 kg/m², nahmen daran teil. Die Patienten waren zwischen 18 und 70 Jahre alt und hatten eine unbehandelte Dyslipidämie, etwa mit Triglyceridwerten über 150 mg/dl. Sie erhielten eine hypokalorische Diät und nahmen zusätzlich täglich entweder 5 mg oder 20 mg Rimonabant ein oder Placebo.

Nach einem Jahr hatten die Patienten der Placebogruppe 2,3 kg abgenommen. Patienten, die 5 mg des Wirkstoffs genommen hatten, hatten 4,2 kg an Gewicht verloren. Bei jedem Sechsten betrug der Gewichtsverlust mindestens fünf Prozent. Die Patienten, die 20 mg des Wirkstoffs eingenommen hatten, waren sogar um 8,6 kg leichter geworden. 44 Prozent von ihnen hatten mehr als fünf Prozent ihres Gewichts verloren.

Die Patienten, die die höhere Dosis erhalten hatten, profitierten auch in anderen Punkten signifikant: Das HDL-Cholesterin stieg, die Triglyzerid-Werte verringerten sich, die Taillen wurden schlanker, die Insulinspiegel niedriger und die Insulinempfindlichkeit erhöhte sich. Gleichzeitig verringerte sich der Blutdruck leicht, aber signifikant.

Als unerwünschte Wirkungen kamen mit dem Präparat leichte Übelkeit und Schwindel vor, "aber nur bei wenigen Patienten", so Hammann.

Rimonabant wird auch in der Raucherentwöhnung geprüft. Künftig könnten übergewichtige Raucher dann zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen.

Mehr zum Thema

Interview zum Diabetes-Kongress

DDG-Chefin Bitzer: „Diabetes-Tsunami rollt ungebremst auf uns zu“

Körperliche Aktivität empfohlen

Angepasste Bewegung als Erfolgsrezept für ältere Diabetespatienten

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Weniger Nierenkomplikationen

DOAK von Vorteil bei Vorhofflimmern und Niereninsuffizienz

Lesetipps
Das Maximum in Europa für die Facharztweiterbildung seien fünf Jahre, das Minimum drei Jahre. „Nur so als Überlegung, ob und wo man reduzieren könnte“, sagte Prof. Henrik Herrmann (links), der zusammen mit Dr. Johannes Albert Gehle (rechts) den Vorsitz der Ständigen Konferenz „Ärztliche Weiterbildung“ der Bundesärztekammer innehat.

Beschluss des 128. Ärztetags

Die ärztliche Weiterbildung soll schlanker werden