Rimonabant schlägt zwei Fliegen mit einer Klappe

Veröffentlicht:

Die Entdeckung von Cannabinoid-Rezeptoren und ihren natürlichen Liganden, den Endocannabinoiden, die kaum ein Jahrzehnt zurückliegt, war Anlaß zu umfangreichen Untersuchungen was dieses Endocannabinoid-System alles bewirkt. Dabei gingen die Wissenschaftler von der Vermutung aus, daß dieses System an der Regulation der Nahrungsaufnahme beteiligt ist. Denn es ist schon länger bekannt, daß Cannabis-Inhaltsstoffe den Appetit steigern, ein Effekt, der in der Therapie von AIDS-Kranken und Tumor-Patienten genutzt wird.

Die Untersuchungen zum Endocannabinoid-System haben in der Tat belegt, daß das System zentral und peripher an der Regulation der Energie-Bilanz beteiligt ist. Es gibt aber noch einen weiteren Einfluß. Offenbar hat das Endocannabinoid-System auch eine Bedeutung bei der Kontrolle der Nikotinabhängigkeit. Bei ständiger Übererregung geraten beide Regulationsmechanismen - der Energieaufnahme und des Verlangens nach Nikotin - aus den Fugen. Die Folgen: Adipositas und Schwierigkeiten, das Rauchen trotz Willens sein zu lassen.

Bereits kurz nach der Entdeckung des Endocannabinoid-Systems ist es gelungen, einen spezifischen Hemmstoff für bestimmte Rezeptoren in diesem System, die CB1-Rezeptoren, zu entwickeln. Die Therapie mit diesem Rezeptor-Hemmstoff, dem Rimonabant, dämpft die Übererregung des Systems. Eine solche Behandlung sollte damit adipösen Patienten und abhängigen Rauchern helfen können, abzunehmen und abstinent zu bleiben.

Dieser neuartige Wirkstoff könnte, wenn er auf dem Markt ist, in der Behandlung von Patienten mit hohem kardiovaskulärem Risiko eine bedeutende Stellung bekommen. Denn er kann die kardiovaskuläre Gefährdung auf unterschiedliche Weise verringern. Diese Erwartung haben Wissenschaftler in München bei Veranstaltungen des Unternehmens Sanofi-Synthelabo geäußert.

Daß dies nicht nur ein pharmakologischer Wunschtraum ist sondern wirklich funktioniert, haben erste Ergebnisse aus einem Rimonabant-Studienprogramm in Phase III mit etwa 12 000 kardiovaskulären Risikopatienten belegt. 6000 Patienten nahmen wegen gesundheitsgefährdenden Übergewichts teil, die andere Hälfte wegen ihrer Nikotinabhängigkeit.

Beim Gewichtsverlust wird vor allem das Bauchfett verringert

Bei den Studien zum Übergewicht (RIO) liegen inzwischen Ein-Jahres-Ergebnisse vor, die Professor Luc van Gaal von der Universitätsklinik in Antwerpen vorgestellt hat. Dabei hat sich gezeigt, daß die Patienten mit 20 mg Rimonabant täglich nicht nur abnehmen. Es verminderte sich vor allem das Bauchfett, das mit erhöhtem kardiovaskulärem Risiko assoziiert ist. Die Patienten verloren mit Rimonabant im Schnitt 8,6 Kilogramm Körpergewicht, mit Placebo 3,6 Kilogramm, 70 Prozent verloren mehr als fünf Prozent ihres Gewichtes.

Zudem verbessern sich durch die Therapie auch Parameter des Fettstoffwechsels, und es gibt einen günstigen Einfluß auf die Parameter des metabolischen Syndroms. Insgesamt verringert sich damit das kardiovaskuläre Risiko mehrfach.

Bei den Rimonabant-Studien mit Rauchern (STRATUS) hat sich gezeigt, daß bei der Therapie die Rate der Abstinenten im Vergleich zu Placebo verdoppelt ist und daß es nach der Abstinenz kaum zu einem Gewichtsanstieg kommt, hat Dr. Serena Tonstad vom Ulleval Universitätshospital in Oslo berichtet.

Übereinstimmend haben alle Studien die gute Verträglichkeit von Rimonabant ergeben. Zentralnervöse und kardiale unerwünschte Wirkungen hätten keine Bedeutung, bestätigten die Wissenschaftler. (Rö)

Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

Fettgewebs- und Gelenkentzündung

Adipositas bremst den Therapieerfolg bei Rheuma – mehr oder weniger

Das könnte Sie auch interessieren
Innovationsforum für privatärztliche Medizin

© Tag der privatmedizin

Tag der Privatmedizin 2025

Innovationsforum für privatärztliche Medizin

Kooperation | In Kooperation mit: Tag der Privatmedizin
Klaus Reinhardt, Präsident der Bundesärztekammer und Vizepräsident der Ärztekammer Westfalen-Lippe, hofft, dass das BMG mit der Prüfung des Kompromisses zur GOÄneu im Herbst durch ist (Archivbild).

© picture alliance / Jörg Carstensen | Joerg Carstensen

Novelle der Gebührenordnung für Ärzte

BÄK-Präsident Reinhardt: Die GOÄneu könnte 2027 kommen

Die Chancen der Vitamin-C-Hochdosis-Therapie nutzen

© Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH

Vitamin-C-Therapie

Die Chancen der Vitamin-C-Hochdosis-Therapie nutzen

Anzeige | Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH
Medizinischer Infusions-Tropf mit buntem Hintergrund

© Trsakaoe / stock.adobe.com

Hochdosis-Therapie

Vitamin C bei Infektionen und Long-COVID

Anzeige | Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH
Maximale Vitamin-C-Blutspiegel nach oraler (blau) und parenteraler (orange) Tagesdosis-Gabe.

© Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH

Vitamin-C-Infusion

Parenterale Gabe erzielt hohe Plasmakonzentrationen an Vitamin C

Anzeige | Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH
Kommentare
Sonderberichte zum Thema
Porträts: [M] Feldkamp; Luster | Hirn: grandeduc / stock.adobe.com

© Portraits: [M] Feldkamp; Luster | Hirn: grandeduc / stock.adobe.com

„ÄrzteTag extra“-Podcast

Die Schilddrüse tickt in jedem Lebensalter anders

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Sanofi-Aventis Deutschland GmbH, Frankfurt am Main
Abb. 1: Studie DECLARE-TIMI 58: primärer Endpunkt „kardiovaskulärer Tod oder Hospitalisierung wegen Herzinsuffizienz“ in der Gesamtkohorte

© Springer Medizin Verlag GmbH, modifiziert nach [4]

Diabetes mellitus Typ 2

Diabetes mellitus Typ 2 Präventiv statt reaktiv: Bei Typ-2-Diabetes mit Risikokonstellation Folgeerkrankungen verhindern

Sonderbericht | Beauftragt und finanziert durch: AstraZeneca GmbH, Hamburg
Patientenzentrierter Ansatz und europäische Produktion

© Springer Medizin Verlag

Unternehmen im Fokus

Patientenzentrierter Ansatz und europäische Produktion

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Advanz Pharma GmbH, München
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Alter für Indikationsimpfung herabgesetzt

STIKO ändert Empfehlung zur Herpes zoster-Impfung

Lesetipps
Mammografie-Screening bei einer Patientin

© pixelfit / Getty Images / iStock

Prävention

Mammografie-Screening: Das sind Hindernisse und Motivatoren

Patient mit Hypoglykämie, der seinen Blutzuckerspiegel mit einem kontinuierlichen Blutzuckermesssensor und einer Smartphone-App überwacht.

© martenaba / stock.adobe.com

Trotz Schulung

Die wenigsten Diabetes-Patienten reagieren adäquat auf Hypoglykämie