Abspecken mit Langzeitstrategie

MÜNCHEN (CV). Wer abnehmen will, muss langfristig denken. Aus mehreren Gründen: Nicht nur, weil die Pfunde nur langsam weichen, sondern auch, weil sich dann eine Art Gedächtnisfunktion des Abnehmens und der metabolischen Verbesserung ausbildet.

Veröffentlicht:

Werden Patienten mit Dyslipoproteinämie über Jahre mit einem Statin behandelt, so bleibt die erzielte Lipidsenkung auch dann noch längere Zeit erhalten, wenn der Lipidsenker wieder abgesetzt wird. "Denn es bildet sich eine Art metabolisches Gedächtnis aus", sagte Professor W. Philip T. James aus London bei einem Symposium von Abbott zur Adipositastagung in München.

Einen ähnlichen Effekt beobachtet der britische Mediziner bei der Behandlung adipöser Patienten: Nehmen diese langfristig unter dem Sättigungsverstärker Sibutramin ab, so kann die Gewichtsreduktion auch ohne Medikamenteneinnahme eine ganze Zeitlang beibehalten werden, weil sich laut James eine Art Gedächtnis entwickelt hat.

Wie relevant die Ausbildung einer Gedächtnisfunktion sein kann, machte der britische Wissenschaftler am Beispiel der Lipide deutlich: "Im Anschluss an eine dreijährige Behandlung ist über etwa zehn Jahre eine reduzierte kardiovaskuläre Todesrate zu verzeichnen".

Solche Erkenntnisse sollten nach James zu einem Umdenken in der Medizin führen: "Wir müssen lernen, langfristiger zu denken, denn erfolgreiche Interventionen haben auf der Stoffwechselebene länger anhaltende Wirkungen, als uns bislang bewusst ist", betonte er.

Für eine langfristige Erhaltungstherapie bei Adipositas-Patienten hat sich in München Professor Stephan Herpertz aus Dortmund stark gemacht. Studien belegen nach seinen Angaben, dass sich durch einer Erhaltungstherapie mit Sibutramin (Reductil®) die erreichte Gewichtsreduktion am ehesten beibehalten lässt. Dabei könne jedoch erwogen werden, die Wirkstoffdosis zu reduzieren.

Ratsam ist es nach Angaben von Herpertz ferner, immer wieder auch Kontakte zu einem Verhaltenstherapeuten einzuplanen und gegebenenfalls das Abnehmen und das Beibehalten des reduzierten Körpergewichts durch internetgestützte Programme zu unterstützen.

Mehr zum Thema

Freiwillige Selbstverpflichtung reicht Minister nicht

Özdemir will Lebensmittelproduzenten Reduktionsziele vorgeben

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Tierexperiment: Neuer Signalweg identifiziert

Essen in Sicht? Die Leber ist schon aktiv!

Lesetipps
Wo lang im Gesundheitswesen? Der SVR Gesundheit und Pflege empfiehlt mehr Richtungspfeile für alle Akteure.

© StefanieBaum / stock.adobe.com

Sachverständigenrat Gesundheit und Pflege

Gesundheitsweise empfehlen Primärversorgung für alle – und Quotierung der Weiterbildung

„Wenn die Politik Wissenschaftlern sagen würde, wir wollen dieses oder jenes Ergebnis, ist das Propaganda.“ Klaus Überla – hier im Treppenhaus seines Instituts – über Einmischungen aus der Politik.

© Patty Varasano für die Ärzte Zeitung

Interview

STIKO-Chef Überla: RSV-Empfehlung kommt wohl bis Sommer