Zu viel Speck als Kind geht auf die Füße

ULM (ner). Plattfüße, X-Beine und Hüftkopfdeformitäten - Übergewicht bei Kindern und Jugendlichen führt nicht selten zu Langzeitfolgen für das Skelettsystem. So kann etwa eine lockere Epiphysenfuge am Hüftgelenk bei Kindern und Jugendlichen eine Coxarthrose im Erwachsenenalter begünstigen.

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Zu dick als Kind - das kann die Füße früh deformieren.

Zu dick als Kind - das kann die Füße früh deformieren.

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Nach Schätzungen sind etwa 15 Prozent aller Kinder und Jugendlichen zwischen 3 und 17 Jahren in Deutschland übergewichtig. Das sind etwa 1,9 Millionen Betroffene, die Hälfte davon ist adipös.

Hinzu kommt, dass selbst normalgewichtige Kinder im Vergleich zu früher weniger Muskel- und dafür mehr Fettmasse aufweisen: "Ein 150 cm großer Junge wiegt heute sieben Kilogramm mehr als im Jahr 1975. Das sind etwa 35 000 Kilokalorien abgespeicherter Energie, vorwiegend im Fettgewebe", sagte Professor Martin Wabitsch aus Ulm. Auf einer Tagung in Ulm warnten Kinderorthopäden daher vor den Auswirkungen von zu viel Gewicht vor allem auf Füße, Beine und Hüftgelenke.

So hatte in der Ulm-MurnauKomorbiditätsstudie mit mehr als 400 adipösen Kindern und Jugendlichen (BMI über der 97. Perzentile) fast jedes fünfte adipöse Kind Plattfüße. Auch bei der Epiphyseolysis capitis femoris (ECF), bei der es bei aufgelockerter Epiphysenfuge am Hüftgelenk zum Abrutschen des Hüftkopfes kommt, beobachten Orthopäden in den vergangenen Jahren eine deutliche Zunahme.

Mehrere Indizien, etwa die Zunahme von Hüftkopfdeformitäten bei adipösen Erwachsenen und Kindern, sprechen für einen Kausalzusammenhang mit Übergewicht, so Wabitsch. Womöglich komme es bei dicken Kindern zu einer subklinischen ECF-Form mit allmählichem Abrutschen des Kopfes. Die ECF ist ein wesentlicher Risikofaktor für Coxarthrosen im frühen Erwachsenenalter.

Als weitere Folgen von Übergewicht und Adipositas bei Minderjährigen nannte der Orthopäde Fußdeformitäten, bestimmte Knochenknorpelnekrosen an der Tibia (Morbus Blount), das Genu valgum sowie muskuloskelettale Schmerzen, ein erhöhtes Frakturrisiko und sekundäre Arthritiden.

Ein Problem ist es allerdings, aus den Befunden therapeutische Konsequenzen abzuleiten. Denn man weiß nicht, wie sich diese Gelenk- und Skelettveränderungen ohne Therapie weiter entwickeln. Das primäre Ziel heiße daher Abspecken - und dafür gebe es genug Behandlungskonzepte und Leitlinien bei Kindern und Jugendlichen, so Wabitsch.

 

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