Selektive Wahrnehmung

"Zu dick? Aber doch nicht mein Kind"

Viele Eltern können oder wollen Gewichtsprobleme ihrer Kinder offenbar nicht erkennen.

Veröffentlicht:

LINCOLN. Fast Food, Softdrinks, kaum Bewegung - es gibt viele Gründe, warum Kinder heute immer dicker werden. Umso wichtiger ist es, dass Eltern ihren Sprösslingen einen gesunden Lebensstil aufzeigen.

Allerdings scheinen viele das Gewichtsproblem erst gar nicht zu erkennen, wie eine neue Studienübersicht jetzt offenlegt. Den Ergebnissen dieser Metaanalyse zufolge unterschätzt mehr als die Hälfte der Eltern das Gewicht ihres übergewichtigen Nachwuchses (Pediatrics 2014, online 2. Februar).

Die Autoren um Alyssa Lundahl von der Universität Nebraska-Lincoln werteten für die Metaanalyse 69 Studien mit insgesamt 15.791 beteiligten Kindern im Alter zwischen 2 und 18 Jahren aus. Ergebnis: 50,7 Prozent der Eltern attestierten ihren übergewichtigen oder fettleibigen Kindern ein gesundes Normalgewicht oder sahen zumindest keinen Grund zur Besorgnis.

Auf Basis von 52 Studien mit 64.895 Kindern analysierten die Autoren zudem, wie Eltern normalgewichtiger Kinder deren Gewicht beurteilt hatten. Demnach taxierten 14,3 Prozent das Gewicht ihres normalgewichtigen Kindes niedriger, als es tatsächlich war - sie glaubten also, ihre Kinder seien untergewichtig.

Die Adipositas-Rate bei Kindern hat sich in den USA in den letzten 30 Jahren verdreifacht. Hierzulande ist mittlerweile fast ein Viertel der Deutschen adipös. Und wer schon als Kind dick ist, für den ist die Wahrscheinlichkeit höher, auch als Erwachsener übergewichtig zu werden.

Um die Adipositas-Welle aufhalten zu können, wäre es sinnvoll, möglichst früh - bereits im Kindesalter - einzugreifen. Dafür müssten vor allem die Eltern mitziehen. Als erster Schritt wäre allerdings deren Einsicht nötig, dass das eigene Kind zu dick ist - und hier gibt es offenbar noch "Nachholbedarf", wie die Ergebnisse der Metaanalyse deutlich machen. (vsc)

Schlagworte:
Mehr zum Thema

Interview

DDG-Chefin Bitzer: „Diabetes-Tsunami rollt ungebremst auf uns zu“

Interdisziplinärer Ansatz

DIAD – Die Initiative gegen Diabetes und Adipositas von Springer Medizin

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

In Zahlen

Ärztemangel? Wir haben mal nachgerechnet

Lesetipps
„Kein Krankenhaus kennt momentan seine Zukunftsperspektive“: Der unparteiische Vorsitzende des G-BA, Professor Josef Hecken.

© Rolf Schulten

Kritik an Regierungsplänen

G-BA-Chef Hecken: Ärzten droht Burn-out nicht vom Geldzählen!