Kommentar zur Antibiotika-Studie

Ein Argument mehr

Von Beate Schumacher Veröffentlicht:

Es klingt wie das Argument eines Antibiotikagegners, der sich um wissenschaftliche Erkenntnis wenig schert: Zu viele Antibiotika können kleine Kinder dick machen. Tatsächlich ist die Hypothese aber ein Ergebnis der jüngsten Mikrobiomforschung.

Bisher ist zwar nur eine Korrelation und noch keine Kausalität aufgezeigt worden. Doch es gibt zahlreiche Untersuchungen, die einen ursächlichen Zusammenhang zwischen früher Antibiotikatherapie und Adipositas zumindest plausibel machen:

Adipöse Menschen haben eine andere Darmbesiedelung als schlanke, und die veränderte Mikrobiota hat offenbar selbst adipogene Wirkung. Häufige Antibiotikabehandlungen in den ersten Lebensjahren könnten also über eine Veränderung der unreifen Darmmikrobiota das Gewicht steigen lassen.

Nun ist ein potenziell erhöhtes Adipositasrisiko sicher das kleinere Übel, wenn Infektionen eine Antibiotikatherapie erfordern. Nur werden grippale Infekte immer noch zu oft mit Antibiotika oder banale Pharyngitiden mit Breitbandantibiotika bekämpft.

Resistenzen und Antibiotika-assoziierte Diarrhöen sind gute Gründe, solche Verordnungen zu vermeiden. Die Adipositasprävention könnte ein weiterer sein.

Lesen Sie dazu auch: Kleinkinder: Antibiotika als Dickmacher

Mehr zum Thema

Interview zum Diabetes-Kongress

DDG-Chefin Bitzer: „Diabetes-Tsunami rollt ungebremst auf uns zu“

Körperliche Aktivität empfohlen

Angepasste Bewegung als Erfolgsrezept für ältere Diabetespatienten

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Koordinierende Versorgung als Ziel

Long-COVID-Richtlinie in Kraft - jetzt fehlt noch die Vergütung

Lesetipps
128. Deutscher Ärztetag in der Mainzer Rheingoldhalle.

© Rolf Schulten

Berufliche Qualifikation

Ärztetag fordert von der EU Priorität für Gesundheitsthemen