Am Menschen

Aktivität von energiezehrenden braunen Fettzellen gemessen

Veröffentlicht:

BONN. Forscher haben eine neue Methode entwickelt, wie sich die Aktivität von braunem Fett ohne großen Aufwand am Menschen nachweisen lässt (Nature Commun 2016; online 27. April).

Die microRNA miR-92a ist ein indirektes Maß für die Aktivität der energiezehrenden braunen Zellen, teilt die Uni Bonn mit. Sie lasse sich auf vergleichsweise einfache Weise aus dem Blut gewinnen.

Professor Alexander Pfeifer von der Uni Bonn hat inzwischen modellhaft an Nagern zahlreiche Signalketten im Stoffwechsel entschlüsselt und Ansatzpunkte gefunden, wie sich weiße Fettzellen in braune umwandeln lassen. Die Ergebnisse lassen sich aber nicht ohne Weiteres auf den Menschen übertragen.

"Es müsste deshalb an Probanden getestet werden, welche der inzwischen gefundenen Wirkstoffe besonders effizient und schonend weiße in braune Fettzellen verwandeln", wird Pfeifer in einer Mitteilung der Uni zitiert.

Doch gäbe es derzeit keine Methode, die mit geringem Aufwand, kostengünstig und ohne gesundheitliche Risiken die Aktivität der braunen Fettzellen misst.

miR-92a als Marker

Zusammen mit Wissenschaftlern aus Maastricht, Turku und Hamburg hat das Forscherteam um nun einen Marker gefunden, der auf vergleichsweise einfache Art und Weise die Aktivität der braunen Fettzellen anzeigt: die exosomale microRNA miR-92a.

Das Team hat herausgefunden, dass braune Fettzellen microRNAs in Exosomen verpacken und ins Blut abgeben.Das Forscherteam hat ganz verschiedene microRNAs untersucht, heißt es weiter in der Mitteilung.

Davon kommt miR-92a sowohl in Mäusen als auch in Menschen vor und steht mit der Aktivität von braunen Fettzellen in Zusammenhang. Immer dann, wenn sehr wenig miR-92a im Blut vorhanden ist, verbrennen die braunen Fettzellen besonders viel Energie.

Dass dies auch im Menschen funktioniert, haben die Wissenschaftler an insgesamt 41 Probanden aus den Niederlanden und Finnland nachgewiesen. "Es ergibt sich ein signifikanter statistischer Zusammenhang, der jedoch noch mit einer größeren Stichprobe unterfüttert werden müsste", berichtet Erstautor Joschka Johannes Buyel.

Dann ließe sich die Aktivität der braunen Fettzellen mit miR-92a noch genauer einschätzen. Doch solche Paralleluntersuchungen mit verschiedenen Methoden sind teuer und aufwendig.

"Nichtsdestotrotz erscheint miR-92a als ein vielversprechender Biomarker, mit dem neuartige Wirkstoffe zur Gewichtsreduktion durch Umwandlung von weißen in braunen Fettzellen am Menschen überprüft werden könnten", sagt Pfeifer.

Ein einfacher Bluttest könne dies absehbar leisten. Diese Methode könnte in Zukunft möglicherweise neue Behandlungsverfahren im Kampf gegen Fettleibigkeit und viele Folgeerkrankungen vorantreiben. (eb)

Mehr zum Thema

Große Metaanalyse

Leicht gesteigertes Diabetesrisiko unter Statintherapie

Stoffwechselstörung als Risikofaktor

Mehr Klinikeinweisungen wegen Herpes Zoster bei Diabetes

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Inkretinmimetika

GLP-1: Wie aus dem kleinen Hormon ein Rockstar wird

Risikoanalyse

Komplikation nach Hernien-Operation: Wer ist gefährdet?

Lesetipps
Mehrkosten für die Entbudgetierung der hausärztlichen Versorgung seien Investition in den Erhalt der Praxen, betont Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach. 

© Michael Kappeler / dpa

Kabinett winkt GVSG durch

Lauterbach macht Hausarztpraxen Mut: „Jede Leistung wird bezahlt“

Brücke zwischen zwei Steilklippen. Auf der Brücke stehen zwei Menschen.

© Usman / stock.adobe.com

Aktuelle Forschung

Antikörper – die Verkuppler der Krebsmedizin

Heiße Nächte können nicht nur nervig sein. Sie gehen auch mit einem höheren Risiko für Schlaganfälle einher, so das Ergebnis einer Studie aus München und Augsburg.

© samuel / stock.adobe.com

Studie mit Daten zu 11.000 Schlaganfällen

Tropische Nächte sind offenbar ein Risikofaktor für Schlaganfälle