Eiweißallergie

Pülverchen hilft jedem vierten Kind

Vielen Kindern mit Hühnereiweißallergie kann offenbar eine orale Immuntherapie helfen. In einer US-Studie verzehrte jedes vierte Kind zwei Jahre nach der Behandlung problemlos Hühnereier.

Veröffentlicht:
Ei, Ei, Ei: Eine Desensibilisierung kann Kindern helfen.

Ei, Ei, Ei: Eine Desensibilisierung kann Kindern helfen.

© granata68 / fotolia.com

DURHAM (St). Kinder mit Hühnereiweißallergie müssen bislang vollständig auf Lebensmittel mit Eiern verzichten. Jetzt konnten in einer US-Studie mit einer oralen Immuntherapie gute Erfolge erzielt werden (NEJM 2012; 367: 233).

Nach zehn Monaten war bei 55 Prozent der behandelten Kinder eine Desensibilisierung erreicht, nach 22 Therapiemonaten bei 75 Prozent. Nach 24 Monaten konnte jedes vierte Kind gekochte Eier essen, ohne dass allergische Symptome auftraten.

In den USA haben 2,6 Prozent der Kinder bis zum Alter von zweieinhalb Jahren Symptome einer Hühnereiweißallergie. Ob bei ihnen eine Desensibilisierung möglich ist, haben Forscher in einer doppelblinden Studie untersucht.

55 Kinder im Alter zwischen fünf und elf Jahren mit Hühnereiweißallergie nahmen teil. Sie wurden nach dem Zufallsprinzip in zwei Gruppen aufgeteilt: 40 bekamen eine orale Immuntherapie, 15 Placebo.

Bei 91 Prozent bestand mindestens eine weitere Nahrungsmittelallergie. Die Dosis wurde langsam bis auf 2 g Eiweißpulver pro Tag gesteigert, was etwa einem Drittel Ei entspricht.

Auf sonstiges Eiweiß sollten die Kinder während der Immuntherapie verzichten. Während der Behandlung traten keine schweren Zwischenfälle auf, sodass diese als gut verträglich eingestuft wurde.

Dennoch verließen 15 Prozent der Kinder die Studie wegen allergischer Reaktionen vorzeitig.

Jedes vierte Kind konnte wieder Frühstückseier essen

22 der 40 Kinder mit oraler Immuntherapie meisterten nach zehnmonatiger Behandlung den ersten Provokationstest mit 5 g Hühnereiweiß ohne Zwischenfälle.

14 der 22 zeigten keinerlei Symptome, sieben Kinder hatten leichte, eines moderate allergische Erscheinungen, die aber alle ohne Behandlung verschwanden. In der Placebogruppe wurden maximal 0,05 g toleriert, und bei allen Kindern traten nach der Provokation Allergiesymptome auf.

Die nächste Prüfung bestanden 30 von 34 Kindern der Verumgruppe nach 22 Monaten. Nach oraler Zufuhr von 10 g Eiweißpulver traten bei ihnen keine signifikanten klinischen Allergiesymptome auf.

Ein Kind der Placebogruppe, dessen eiweißspezifisches IgE unter 2 kU/l lag, nahm an diesem Versuch ebenfalls teil, zeigte aber erwartungsgemäß stärkere Symptome.

Alle anderen Probanden ohne Immunisierung waren bereits an der 5-g-Hürde gescheitert und wurden anschließend lediglich nachbeobachtet. Den zusätzlichen Härtetest, bei dem die 10 g Eiweiß noch durch ein gekochtes Ei ergänzt wurden, schafften nach 24 Monaten elf der 29 immunisierten Probanden.

Als Immunmarker dienten neben einer geringeren Reaktion im Haut-Prick-Test der Anstieg der eiweißspezifischen IgG4-Antikörper.

Bei der Schlussbewertung nach 30 und 36 Monaten zeigte keines der verbliebenen zehn desensibilisierten Kinder (eines wurde nicht weiter beobachtet) ernsthafte Symptome, obwohl Eier wieder nach Belieben gegessen werden durften.

Ob die Methode künftig als Standardtherapie empfohlen werden kann, müssen zunächst weitere Studien klären.

Lesen Sie dazu auch den Kommentar: Neues Leben mit Frühstücks-Ei

Mehr zum Thema
Das könnte Sie auch interessieren
Alarmierender Anstieg: Hautpilz aus dem Barbershop

© David Pereiras | iStock (Symboldbild mit Fotomodell)

Dermatomykosen

Alarmierender Anstieg: Hautpilz aus dem Barbershop

Anzeige | Bayer Vital GmbH
Effektive Therapie von Nagelpilz: Canesten® EXTRA Nagelset

© Irina Tiumentseva | iStock

Onychomykosen

Effektive Therapie von Nagelpilz: Canesten® EXTRA Nagelset

Anzeige | Bayer Vital GmbH
Symptome, Ursachen und Therapie

© Evgeniya Markina | iStock (Symbolbild mit Fotomodell)

Trockene Augen

Symptome, Ursachen und Therapie

Anzeige | Bayer Vital GmbH
Arzneimittelbasierte Wundsalben

© AndreyPopov | iStock

Optimale Wundheilung

Arzneimittelbasierte Wundsalben

Anzeige | Bayer Vital GmbH
Erhöhtes Risiko für immunvermittelte Hautkrankheiten

© supawat bursuk | iStock

Übergewicht bei Kindern

Erhöhtes Risiko für immunvermittelte Hautkrankheiten

Anzeige | Bayer Vital GmbH
Kommentare
Sonderberichte zum Thema
Abb. 1: Studie DECLARE-TIMI 58: primärer Endpunkt „kardiovaskulärer Tod oder Hospitalisierung wegen Herzinsuffizienz“ in der Gesamtkohorte

© Springer Medizin Verlag GmbH, modifiziert nach [4]

Diabetes mellitus Typ 2

Diabetes mellitus Typ 2 Präventiv statt reaktiv: Bei Typ-2-Diabetes mit Risikokonstellation Folgeerkrankungen verhindern

Sonderbericht | Beauftragt und finanziert durch: AstraZeneca GmbH, Hamburg
Patientenzentrierter Ansatz und europäische Produktion

© Springer Medizin Verlag

Unternehmen im Fokus

Patientenzentrierter Ansatz und europäische Produktion

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Advanz Pharma GmbH, München
Abb. 1: Schematische Wirkprinzipien verschiedener immuntherapeutischer Ansätze beim Multiplen Myelom

© Johnson & Johnson

Therapie des Multiplen Myeloms

Ebnet die Präzisionsmedizin den Weg zur funktionellen Heilung dieser Neoplasie?

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Janssen-Cilag GmbH, Neuss
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Neuer Verschlüsselungsalgorithmus in der TI

gematik verlängert Frist für Austausch der E-Arztausweise

Schwierige Therapiesituation

Kopfschmerzen bei Kindern: Diese Optionen gibt es

Lesetipps
Mit einer eher seltenen Diagnose wurde ein Mann in die Notaufnahme eingeliefert. Die Ursache der Hypoglykämie kam erst durch einen Ultraschall ans Licht.

© Sameer / stock.adobe.com

Kasuistik

Hypoglykämie mit ungewöhnlicher Ursache

Die Glaskuppel zur Notfallreform: Zustimmung und Zweifel

© undrey / stock.adobe.com

Kolumne aus Berlin

Die Glaskuppel zur Notfallreform: Zustimmung und Zweifel