Weniger Allergien

Nickel-Verbot im Schmuck zeigt Wirkung

Das 2001 in der EU verhängte Verbot stark Nickel-freisetzender Legierungen in Schmuck wirkt: Vor allem bei jungen Frauen geht die Prävalenz von Nickelallergien zurück.

Von Thomas Müller Veröffentlicht:
Gegenstände, die häufig mit der Haut Kontakt haben, dürfen nur noch wenig Nickel enthalten.

Gegenstände, die häufig mit der Haut Kontakt haben, dürfen nur noch wenig Nickel enthalten.

© Jan Beck / fotolia.com

ROTHERHAM. Nickelallergien sind vor allem bei jungen Frauen ein Problem, die sich gerne mit Modeschmuck aus Stahl, Messing oder ähnlichen Legierungen eindecken. Solche Legierungen enthielten in der Vergangenheit häufig auch beträchtliche Mengen des allergenen Metalls Nickel.

Nach einer EU-Verordnung dürfen Gegenstände, die permanent oder häufig mit der Haut Kontakt haben, seit Juni 2001 nur noch Nickel mit einer Rate von maximal 0,5 µg pro cm2 pro Woche freisetzen. Zu solchen Gegenständen zählen neben Schmuck auch Reißverschlüsse, Knöpfe oder Handys.

Für Piercing-Schmuck liegt die erlaubte Wochendosis sogar nur bei 0,2 µg pro cm2.

Prävalenz von 35 auf 15% gesunken

Einen deutlichen Rückgang von Nickelallergien bei Frauen unter 30 Jahren haben jetzt Forscher um Seema Garg vom District General Hospital in Rotherham (Großbritannien) belegt. Sie haben Allergiedatenbanken aus Deutschland, Dänemark, Italien und Großbritannien ausgewertet. (BJD 2013; online 2. August).

In die Register waren Ergebnisse von Patchtests bei über 180.000 Patienten mit Verdacht auf eine Kontaktallergie eingeflossen. Stratifiziert wurde nach Alter und Geschlecht.

Hatte die Prävalenz von Nickelallergien 1995 in Deutschland noch bei etwa 35 Prozent gelegen, so war sie 2010 bei jungen Frauen auf etwa 15 Prozent gesunken.

In Dänemark sank sie zwischen 1985 und 2010 von etwa 30 auf 15 Prozent, in Italien zwischen 1997 und 2009 von 40 auf 15 Prozent, stieg dann 2010 aber wieder auf etwa 25 Prozent an.

Für Großbritannien liegen Daten von 2001 bis 2010 vor. Hier stieg die Prävalenz von Nickelallergien unter jungen Frauen bis 2003 auf etwa 30 Prozent an, um dann bis 2010 ebenfalls auf etwa 15 Prozent zu fallen.

Ein signifikanter Rückgang von Nickelallergien war auch bei jungen Männern in Deutschland und Großbritannien zu beobachten (von etwa 10 auf 5 Prozent).

Hingegen kam es in fast allen Ländern in den jeweiligen Zeitperioden zu einem leichten, aber meist signifikanten Anstieg der Prävalenz in der Altersgruppe der 30- bis 60-jährigen Frauen (in Deutschland etwa von 20 auf 25 Prozent).

Zunahme in Ländern ohne Verbot

Aus diesen Daten schließen die Forscher, dass es infolge der EU-Richtlinie in den untersuchten Ländern zu einem Rückgang der Nickelallergien bei jungen Frauen um mindestens zehn Prozentpunkte kam.

Der Anstieg bei älteren Frauen lässt sich durch den Kohorteneffekt erklären: Junge Frauen, die noch in der Zeit vor der EU-Verordnung eine Nickelallergie erworben haben, behalten diese bei, wenn sie älter werden.

Dass sich der Rückgang der Nickelallergie bei jungen Frauen tatsächlich auf die EU-Verordnung zurückführen lässt und nicht auf andere Gründe, etwa verstärkte Abneigung gegen billigen Modeschmuck, zeigen nach Auffassung der Studienautoren Beispiele aus anderen Ländern ohne entsprechende Regulierungen.

So sei die Prävalenz von Nickelallergien in den USA im selben Zeitraum weiter angestiegen, als sie in der EU bereits zurückging.

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