Hypoallergene Katzen und Co.

Die sechs größten Allergie-Irrtümer

Über Allergien kursieren im Internet viele falsche Informationen. Ein US-Experte hat jetzt Fakten zu den meistverbreiteten Allergie-Irrtümern zusammengestellt.

Von Dr. Elke Oberhofer Veröffentlicht:
Allergie gegen Katzenhaare: Hypoallergene Tiere, die Allergiker trotz ihrer Sensibilisierung halten können, gehören ins Reich der Fantasie.

Allergie gegen Katzenhaare: Hypoallergene Tiere, die Allergiker trotz ihrer Sensibilisierung halten können, gehören ins Reich der Fantasie.

© Evgenia Tubol / fotolia.com

BALTIMORE. Viele Menschen sind durch fehlerhafte Berichte in den Medien zum Thema "Allergie" sensibilisiert. Sie neigen dann oft zu übertriebenen oder sogar schädlichen Maßnahmen.

Zum Beispiel wähnen sie sich als "Lebensmittelallergiker" und schränken ihren Speiseplan unnötig ein.

Katzenhaar-Allergiker lassen sich "hypoallergene" Tiere andrehen und Patienten mit einer Unverträglichkeit gegen Meeresfrüchte verweigern dem Arzt die Röntgenuntersuchung mit Jodkontrastmittel.

Von Hühnereiern bis hypoallergene Katzen

Wie der US-Allergologe Dr. David Stukus auf der Jahrestagung der Fachgesellschaft American College of Allergy, Asthma and Immunology (ACAAI) berichtet hat, kursieren vor allem im Internet viele vermeintliche Tatsachen zu Allergien, die von der Wissenschaft längst widerlegt sind.

In einer Mitteilung der ACAAI stellt er sechs verbreitete Mythen zum Thema "Allergie" vor und erklärt, was daran falsch ist.

"Ich habe eine Hühnereiweißallergie und darf mich deswegen nicht impfen lassen": Tatsächlich werden zum Beispiel Vakzine gegen Influenza oder Gelbfieber in der Regel immer noch auf der Basis von Hühnerembryonen hergestellt. In diesem Fall besteht für Eiweißallergiker eine echte Kontraindikation.

Es gibt jedoch Grippeimpfstoffe, die sicher sind, betonte Sukus. In Deutschland steht seit der Saison 2007/2008 ein Impfstoff zur Verfügung, der auf der Basis von Zellkulturen produziert wird und damit frei von Hühnereiweiß ist.

"Mit einem Allergietest für zu Hause kann man leicht herausfinden, gegen was man allergisch ist": Diese Art von kommerziellen Bluttests für den Hausgebrauch kann zwar eine Sensibilisierung aufdecken; das heißt aber noch lange nicht, dass eine echte Allergie vorliegt. Die Tests sind nach Stukus wenig verlässlich und können dazu führen, dass Menschen ihren Speiseplan unnötig einschränken.

"Hochallergene Nahrungsmittel sollte man bei Kindern bis zum Alter von einem Jahr vermeiden": Für einen Verzicht auf entsprechende Nahrungsmittel über die ersten vier bis sechs Lebensmonate hinaus gibt es für die meisten Kinder kein wissenschaftliches Argument. Im Gegenteil, man vermutet sogar, dass eine frühzeitige Einführung die Toleranz fördert.

"Mit meiner Katzen- oder Hundehaarallergie kann ich eine hypoallergene Rasse halten": Leider, bedauert Stukus, gebe es so etwas wie hypoallergene Katzen oder Hunde nicht. Es seien auch gar nicht die Haare selbst, auf die manche Menschen allergisch reagieren; die Allergene würden vielmehr über den Speichel, die Schweißdrüsen oder Drüsen rund um den After freigesetzt.

"Ich reagiere allergisch auf Meeresfrüchte, deshalb kommt eine Röntgen- oder CT-Untersuchung mit jodhaltigem Kontrastmittel für mich nicht infrage": Auch von Ärzten wird bisweilen ein Zusammenhang zwischen Reaktionen auf Kontrastmittel und einer Meeresfrüchteallergie gesehen. Das ist nach Stukus jedoch falsch. Jod sei definitiv kein Allergen.

"Ich darf kein Brot essen, weil ich gegen Gluten allergisch bin": Eine echte Glutenallergie ist extrem selten. Die meisten Reaktionen sind auf Unverträglichkeiten gegen Weizen zurückzuführen. Viele Betroffene sind selbst ernannte "Allergiker" und meiden Gluten, obwohl hierfür keine medizinische Indikation besteht.

Für alle diejenigen, die glauben, an einer Allergie zu leiden, hat Stukus einen einfachen Rat: "Statt im Internet nach Antworten zu suchen, sollten Sie zu einem Allergologen gehen. Nur der kann Ihre Beschwerden richtig einschätzen, testen, diagnostizieren und behandeln."

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